Weiße Fliege nutzt die Lücke bei den Pflanzenschutzmitteln aus
L P D – Wasser gefriert bei 0 Grad Celsius. So weit, so klar. Wenn jedoch ein gelöster Stoff wie Zucker zugesetzt wird, ändert sich der Gefrierpunkt. Diesen chemischen Vorgang macht sich der Grünkohl zunutze, wenn er im Winter noch auf dem Feld steht. Die Pflanze wandelt bei niedrigen Temperaturen Kohlenhydrate in Zucker um, mit dem Ziel, sich vor Frost zu schützen. „Für Verbraucherinnen und Verbraucher hat das den großen Vorteil, dass der Zucker den Grünkohl leckerer und bekömmlicher macht“, sagt Erich Klug von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Er ist mit der Qualität des diesjährigen Grünkohls sehr zufrieden, dessen Ernte gerade im vollen Gange ist und noch gut zwei Monate dauern wird.
„Der Grünkohl steht bombastisch“, stimmt Gottfried Gerken zu, der sich nach zwei verregneten Jahren über den Anblick seiner 80 Hektar Grünkohl im Landkreis Vechta freut. Anders als Direktvermarkter mit kleinen Flächen, die den Grünkohl oft mit der Hand ernten, fährt er mit dem Vollernter über den Acker und liefert die gesunden Blätter bereits seit Juli an ein Frostunternehmen. Von dort wird er in den Lebensmitteleinzelhandel geliefert. „Wir ernten im Lohn für andere Landwirte, deshalb haben wir früh angefangen und sind noch bis Januar im Gange“, sagt er. Die Erntemenge passt er an die jeweilige Bestellung an.
„Für den Frischmarkt wird der vorgezogene Grünkohl meist erst im Juli als Zweitfrucht nach der Ernte von Frühkartoffeln oder Getreide gepflanzt“, nennt Klug den Unterschied. In einigen Regionen sei es zu der Zeit verhältnismäßig kühl gewesen, die jungen Pflanzen seien daher je nach Bodenbeschaffenheit nicht so gut in Gang gekommen und mussten im weiteren Verlauf des insgesamt trockenen Sommers teilweise bewässert werden.
Ein weiteres Problem seien Schädlinge wie die weiße Fliege, die die Blätter befallen haben. „Viele Pflanzenschutzmittel wurden vom Markt genommen und das nutzen die Insekten aus“, lautet Klugs Erfahrung. In den Verkauf würden die angeknabberten Blätter jedoch nicht kommen. „Da die Insekten den Strunk vom Boden her befallen, lassen die Landwirte die unteren Blätter einfach auf dem Feld zurück“, erläutert der Anbauberater den praktischen Umgang mit den Schäden. Dies erkläre den teilweise geringeren Ertrag. „Die Pflanzen müssen sauber sein“, bestätigt auch Gerken. Er stellt seine Erntemaschine daher etwas höher ein und genießt den Grünkohl nach Feierabend am liebsten mit Pinkel und Speck. (LPD 85/2025)

