Eine Hand voll Erde ist grundsätzlich nichts Spektakuläres – erst die Sichtweise macht den Unterschied. Für einige Menschen ist es Schmutz, für andere ist es ein göttliches Wunderwerk, aus dem pflanzliches Leben sprießt. Pastorin Friederike Wöhler hatte zum Gottesdienst einen Topf Erde auf den rustikalen Altar gestellt, griff hinein und machte den Boden zum Symbol ihrer Predigt am Tag des offenen Hofes auf dem Hof der Familie Alvermann in Woltem. So wie der Boden eine von abertausend Lebewesen verbundene Symbiose darstellt, so brauchen auch die Menschen ihr persönliches Ökosystem, um sich zu entfalten, sich auszutauschen, Geborgenheit zu finden und anderen zu helfen.
Das erfordert Offenheit und Vertrauen gegenüber dem anderen – genau so, wie es am Tag des offenen Hofes in ganz Niedersachsen praktiziert wird. 65 Betriebe haben sich entschlossen, den Hof herauszuputzen und am Sonntag, den 9. Juni, alle einzuladen, die Interesse haben an einem fröhlichen Miteinander, an Informationen aus der Landwirtschaft und natürlich auch an den Köstlichkeiten, die aus der Landwirtschaft auf den Tisch kommen. Organisiert wird die landesweite Veranstaltung vom Landvolk, der NDR unterstützt die Aktion bereits seit den Anfängen und ist zum 14. Mal dabei.
Die Familie Alvermann hatte sich entschieden, gemeinsam mit der Familie Jäger aus Bommelsen Gastgeber beim Tag des offenen Hofes zu sein. Da beide Betriebe unterschiedlich strukturiert sind, konnten die Besucher ein breites Spektrum an Aktionen erleben. Alvermanns haben sich auf die Erzeugung und die Direktvermarktung von Obst spezialisiert. Sie gaben einen umfassenden Einblick in den Anbau, die Ernte, die Aufbereitung und die Vermarktung ihrer Produkte. Die Palette reicht von Dachkirschen über Melonen und Aprikosen bis zu Kürbissen. Im Winter kommen Weihnachtsbäume dazu.
Familie Jäger mit dem Schwerpunkt des überbetrieblichen Maschineneinsatzes, der Bodenbeprobung und der Flächenvermessung zeigte auf einem weitläufigen Areal an verschiedenen Stationen, wie moderne Landwirtschaft funktioniert. Neben Mähdrescher, Miststeuer, Schlepper und andere Ackergeräte hatte Thilo Jäger mit Unterstützung der Stichter Oldtimerfreunde historische Vorgänger der Landtechnik gestellt. Der Mähdrescher mit 9 Meter Schnittbreite und sein kleiner Bruder mit einem 2-Meter-Schneidwerk machten deutlich, was sich in 50 bis 60 Jahren in der Mechanisierung der Höfe getan hat.
Damit jeder auf seine Kosten kam, rundeten die Landjugend mit einem Human Kicker, die Imker, die Kitzretter und Jäger sowie die Linedancer, eine Jazztanzgruppe und der DLRG das Rahmenprogramm ab.
Auch in Leverdingen bei Familie Baden startete der Tag des offenen Hofes mit einem Gottesdienst, der von Prädikantin Christiane Haumann gestaltet wurde. Die musikalische Begleitung übernahmen Sandra Rosebrock mit dem E-Piano und Friedrich Lange (Posaune). Unter dem großen Fallschirm auf dem Hofgelände entwickelte sich schnell eine freundschaftliche, verbindende Atmosphäre. Für den direkten Bezug zur Landwirtschaft sorgten bereits die Mastbullen, die für den Besucherstrom beidseitig Spalier standen. Darüber hinaus hatte Landwirt Holger Baden immer wieder Fragen wissbegieriger Besucher zur Landwirtschaft allgemein und speziell zu seinem Betrieb zu beantworten. Die Badens in Leverdingen betreiben ihren Familienbetrieb mit dem Anbau von Getreide, Kartoffeln und Mais sowie Tierhaltung. Für einen reinen Ackerbaubetrieb wäre die Ackerfläche zu gering, erklärte der Landwirt. Schwerpunkt ist da die Bullenmast, bei der 230 männliche Rinder auf Stroh gehalten werden, bis sie ihr Schlachtgewicht mit etwa 600 Kilo erreicht haben, außerdem Hühner in Freilandhaltung und Weihnachtsgänse.
Für stets neue Überraschungen sorgte die Tombola, die Gabi Baden organisiert hatte – der „Oberkracher“, wie sie selbst berichtete. Von der Schubkarre über den Trettrecker bis zu Handwerkszeug und Besen reichte die Palette an Gewinnen. Gegen 15 Uhr war der Hofplatz proppevoll – Grill, Getränkestand und Kuchenbüfett der Landfrauen dicht umlagert. Vereine und Organisationen mit Bezug zur Landwirtschaft informierten über ihre Arbeit und boten Aktivitäten und Mitmachaktionen für Alt und vor allem Jung an.
Da die Höfe Baden und Alvermann nur ca. 12 Kilometer auseinanderliegen, nutzten manche Besucher das sonnige Wetter für eine Radtour durch die Region Neuenkirchen und Soltau. Wie viele Besucher den Tag des offenen Hofes im Heidekreis besuchten, ist am Ende schwer zu beziffern. Die Bilanz der Freiwilligen Feuerwehr Woltem, die den Grill auf dem Hof Alvermann befeuerte, lässt ihre Zahl nur erahnen. Der Brandmeister meldete allein für Woltem 1.000 verkaufte Bratwürste, 220 Steaks und 150 Kilo beziehungsweise 800 Portionen Pommes. Dazu kommen 60 Torten und Kuchen, die Familie Alvermann zubereitet hatte.
Auch im Landkreis Harburg war der Tag des offenen Hofes ein voller Erfolg. Auf drei landwirtschaftlichen Betrieben in Dohren, Borstel und Wenzendorf informierten sich insgesamt ca. 4.000 Interessierte über Themen rund um die Landwirtschaft und verbrachten einen schönen Sonntag mit viel Programm.
Der Betrieb Heitmann Grygo in Dohren lockte bereits vormittags viele Besucher an, die sich über alles Wissenswerte rund um die Kartoffel und die Arbeit mit den Pferden und Alpakas informieren konnten. Eine große Strohhüpfburg und ein Buddelberg luden viele kleine Besucher zum Toben ein, während Eltern und Großeltern sich mit Pommes und Bratwurst stärken oder bei einem Stück Torte und einer Tasse Kaffee in Ruhe hinsetzen konnten. Die Ausstellung der vielen verschiedenen landwirtschaftlichen Maschinen, der Eiswagen aus Sittensen und das Ponyreiten waren für alle Kinder ein Highlight und wer Lust hatte, konnte seiner Kreativität beim Hufeisenbemalen und beim Basteln mit Alpakawolle freien Lauf lassen. Für einen reibungslosen Ablauf wurde Familie Heitmann von der freiwilligen Feuerwehr und der Dohrener Landjugend sowie einer Vielzahl freiwilliger Helfer unterstützt und auch der Hegering Tostedt nutzte die Möglichkeit sich und seine Arbeit bei der Wildtierrettung per Drohne vorzustellen.
Betriebsleiter Dominik Heitmann und seine Familie waren über den gesamten Ablauf der Veranstaltung sehr zufrieden und freuten sich besonders über die vielen Kinder, die am liebsten gar nicht wieder loswollten.
Gute Stimmung war auch auf dem Hof Riewesell in Borstel zu verspüren. Ein bunter Blumenstrauß an Köstlichkeiten, Programmpunkten und Ausstellern lockte viele Besucherinnen und Besucher von jung bis alt an, die die Vielfalt, die auf dem Hor Riewesell geboten wurde, nutzten, um einen schönen Sonntag mit Familie und Freunden zu verbringen. Die große Strohhüpfburg lud die Kleinen zum Toben und Wühlen ein und eine Vielzahl an regionalen Partnern sorgte für ein vielfältiges Angebot, das keine Wünsche offenließ. So reiste der Hof Eggers aus Radbruch mit seinem Marktstand an, Bio Behr öffnete die benachbarten Gemüsetunnel, durch die auch Führungen stattfanden, der Hegering informierte in seinem Wildmobil über die Arbeit der Jägerschaft, die Gärtnerei Rulfs aus Stelle sorgte mit ihren Blumen für viel Farbe und verschiedene Kunsthandwerker stellten ihre Kunstwerke rund um den Bullenstall von Familie Riewesell aus. Verwöhnen konnten die Besucherinnen und Besucher ihre Gaumen mit Erdbeeren vom Hof Löscher, leckerem Eis und Kuchen und Torte vom Hofcafé Marschendeel. Die freiwillige Feuerwehr kümmerte sich um Pommes und Bratwurst und viele freiwillige Helfer unterstützten im Getränkewagen und überall, wo Hilfe benötigt wurde
Auch Familie Riewesell war mit dem Tag des offenen Hofes rundum zufrieden und freute sich sehr darüber, dass viele Familien die Veranstaltung für einen gemeinsamen Ausflug nutzen und viele interessierte Fragen zum Thema Landwirtschaft und der Tierhaltung auf dem Hof Riewesell stellten.
Ein positives Resümee zog auch Familie Oelkers aus Wenzendorf, die den Tag des offenen Hofes gemeinsam mit ihrem großen Team als Alleinunterhalter bestritten und alles selbst in die Hand nahmen. Besucherinnen und Besucher freuten sich über leckere warme und kalte Köstlichkeiten sowie selbstgebackene Torten und Kuchen aus dem Hofrestaurant und informierten sich bei geführten Hofrundgängen über die Landwirtschaft und den Spargelanbau auf dem Hof Oelkers. Der große Spielplatz lud Jung und Alt zum Toben und Verweilen ein. Bei stündlichen Fahrten mit dem Hofexpress konnten Interessierte sich einen kleinen Überblick über den Weihnachtsbaumanbau verschaffen und danach in der Veranstaltungshalle über die Geschichte des Hofes informieren. Interessant war es auch für viele Besucher zu sehen, wie das Sortieren und Schälen des frisch geernteten Spargels auf dem Hof Oelkers abläuft. Eine kleine Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen und ein Bummel durch den Hofladen rundete den Besuch auf dem Hof Oelkers ab!