Getreiderundfahrt im Landkreis Diepholz – Bodenqualität und Regen entscheiden
L P D – „Westlich der Weser insgesamt durchschnittlich, im Osten Niedersachsens unterdurchschnittlich – je nachdem, wo Regen gefallen ist und wo nicht“, so fasste Landvolk-Präsident Dr. Holger Hennies die Erwartungen an die diesjährige Ernte zusammen. Bei der Getreiderundfahrt des Verbandes auf dem Hof von Familie Logemann in Schwaförden (Landkreis Diepholz) wurde deutlich, welche Auswirkungen die Trockenheit auf die Pflanzen hat oder wie sie von den Regenschauern zur richtigen Zeit profitierten.
„Bei Raps und Gerste ist die Ertragsbildung abgeschlossen, dem Weizen und den Hackfrüchten würde der Regen aber noch helfen“, ist sich Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender des Ausschusses Pflanze im Landvolk Niedersachsen, sicher. Vor allem beim Backweizen befürchten Niedersachsens Landwirte Mindererträge und Qualitätseinbußen durch die Trockenheit, wohingegen die erste gemähte Gerste viele Bauern positiv überraschte. „Die Hektolitergewichte passen bei der Wintergerste, das ist sehr erfreulich“, erläuterte Landwirt Stephan Logemann seine Ernteergebnisse vor den Ausschuss-Mitgliedern.
Die regionalen Unterschiede bei der Bodenqualität und beim Niederschlag werden jedoch nicht flächendeckend in Niedersachsen zu dicken Körnern in den Mähdreschern führen. „Je weiter wir nach Osten kommen, desto mehr hat sich die Trockenheit ausgewirkt, und von daher rechnen wir dort beim Backweizen mit einer unterdurchschnittlichen Ernte, während die robusteren Futtergetreidesorten damit etwas besser klarkommen“, sagte Hennies.
An Backweizen werden jedoch besonders hohe Anforderungen gestellt. Dies wurde bei der Podiumsdiskussion mit Vertretern der Handelspartner im Vorfeld der Feldrundfahrt deutlich. Die Kunden in deutschen Supermärkten erwarteten schließlich, dass das Toastbrot immer die gleiche Größe und Konsistenz habe. „Auch für das Fladenbrot in Marokko wird ein anderes Mehl gebraucht als für das im Iran“, gab Bernhard Chilla von der Agravis AG weitere Beispiele für die vielfältigen Qualitätskriterien.
Der Handel mit diesen Ländern sei traditionell gewachsen, und es bestehe ein guter Austausch. „Gerade im Hinblick auf die durch den Krieg in der Ukraine mangelnde Versorgung der Länder im südlichen Mittelmeerraum ist es wichtig, wieviel in Deutschland und Mitteleuropa geerntet wird, um diese Ausfälle zu einem gewissen Maße zu kompensieren“, sagte Hennies. Über die aufgrund der höheren Nachfrage gestiegenen Preise freuen sich die Landwirte. Sie geben aber auch zu bedenken, dass die Kosten für Dünger, Diesel und Saatgut mindestens im gleichen Maße erhöht wurden. „Was am Ende übrigbleibt, sehen wir erst, wenn wir die Körner auf dem Anhänger haben“, weiß Seniorchef Dieter Logemann aus Erfahrung. Solange die Ernte auf dem Halm stehe, könne noch viel passieren: „Starkregen, Trockenheit, Hagel – das Wetter hat das letzte Wort.“ (LPD 49/2022)