Prof. Wilhelm Windisch stellt das Narrativ der „Kuh als Klimakiller“ infrage

L P D – Vegane Lebensmittel werden erst in Kombination mit tierischen Lebensmitteln umwelt- und klimafreundlich. So lautet eine der zentralen Thesen von Professor Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München, wo er bis vor kurzem den Lehrstuhl für Tierernährung innehatte. Auf Einladung der Kreislandvolkverbände Wesermarsch und Friesland erläuterte er in Rodenkirchen (Landkreis Wesermarsch), warum dies so ist, und warum das Narrativ der „Kuh als Klimakiller“ in die Irre führt.

„Wenn Landwirte auf dem Acker Pflanzen für die menschliche Ernährung anbauen – beispielsweise Getreide, Raps, Kartoffeln oder auch Soja –, dann entsteht dabei zwangsläufig sehr viel Biomasse wie beispielsweise Stroh, die nicht als Nahrungsmittel zu verwerten ist“, so Prof. Windisch. Bei der Verarbeitung blieben weitere Reststoffe wie Kleie oder Rübenschnitzel übrig. Und 30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland seien gar nicht auf direktem Weg für die menschliche Ernährung nutzbar, weil es sich dabei um Dauergrünland handele. „Um ein Kilo pflanzliche Lebensmittel zu erhalten, erzeugt man unweigerlich vier Kilo nicht-essbare Biomasse“, bezifferte Windisch die Relation. Was für Menschen nicht genießbar ist, könnten aber Tiere und ganz besonders Wiederkäuer verwerten – und dabei auch noch zusätzliche Nahrungsmittel wie Milch und Fleisch produzieren.

„Wenn man darauf verzichtet, diese Stoffe an Nutztiere zu verfüttern, vernichtet man dabei hochwertige Nahrung, ohne Umwelt oder Klima zu entlasten“, stellte Prof. Windisch fest. Angesichts der eng begrenzten weltweiten Ackerfläche und einer Weltbevölkerung, die bis 2050 voraussichtlich auf 10 Milliarden Menschen wächst, könnten wir uns diese Verschwendung nicht leisten. Umgekehrt müssten Getreide- oder anderen Pflanzenbestandteile, die für die menschliche Ernährung prinzipiell geeignet sind, zunächst dem Menschen vorbehalten sein und dürften erst dann an Tiere verfüttert werden, wenn sie beispielsweise aufgrund mangelhafter Qualität nicht den Weg in die Weiterverarbeitung zu Lebensmitteln finden. Insofern gebe es bei der heutigen Form der Nutztierhaltung durchaus Änderungsbedarf: „Die Nahrungskonkurrenz durch Nutztiere muss enden.“

Windisch führte aus, dass es sich bei Methan um ein stark klimaschädigendes Gas handele. Im Gegensatz zu CO2 aus fossilen Quellen reichere es sich aber nicht in der Atmosphäre an, sondern zerfalle mit einer Halbwertszeit von zwölf Jahren. Solange die Zahl der Rinder konstant bleibe, trage Methan nicht zur weiteren Erwärmung des Klimas bei. „Als Tierhalter werdet ihr gebraucht, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und gleichzeitig die zur Verfügung stehenden Ressourcen an landwirtschaftlicher Fläche möglichst effizient und nachhaltig zu nutzen“, appellierte Windisch vor allem an die Junglandwirte. Die Herausforderung bestehe darin, für die Fütterung der Tiere nur die unvermeidlich anfallende, nicht essbare Biomasse in einer Region zu verwenden und dabei dank einer optimierten Futterwirtschaft eine möglichst hohe Leistung zu erreichen. Auf der anderen Seite seien auch die Verbraucher gefragt, nur so viel Fleisch, Milch und Eier zu konsumieren, wie die nicht-essbare Biomasse hergebe. (LPD 15/2024)

Sonja Markgraf

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