Prof. von Witzke hinterfragt den Green Deal und plädiert für innovative Landwirtschaft

L P D – Die Ära des Überflusses ist vorbei; in der Weltagrarwirtschaft hat ein neues Zeitalter begonnen. Rund um die Jahrtausendwende gab es auf den globalen Agrarmärkten einen Umschwung: Preise sind gestiegen, und diese Tendenz wird sich fortsetzen. Nahrung und Energie werden teurer. Landwirtschaftlich nutzbare Böden, natürliche Lebensräume, Wasser – all diese Ressourcen werden knapp. Vor diesem Hintergrund fordert der emeritierte Professor Harald von Witzke die Politik auf, das Geschehen in der heimischen Agrar- und Ernährungswirtschaft in einen internationalen Kontext einzuordnen und zu bewerten, berichtet der Landvolk-Pressedienst.

In seinem Vortrag beim Verbandstag des Dachverbands Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ) hat von Witzke dargelegt, warum der Green Deal der EU zu einer verringerten Produktion und zu Abwanderung führt. Gründe sind die vorgesehene Reduktion von Dünger- und Pflanzenschutzeinsatz, der Ausbau der Ökoproduktion und das geplante Gesetz zur Wiederherstellung der Natur mit Renaturierungsmaßnahmen auf mindestens 20 Prozent aller EU-weiten Land- und Meeresflächen.

Jeder Prozentpunkt Minderproduktion führt laut von Witzke zu einer zusätzlichen weltweiten Flächenausdehnung, zu mehr Emissionen und steigenden Klimakosten für die Gesellschaft. In seiner Berechnung sind die Kosten des globalen Verlusts an natürlichen Lebensräumen und Biodiversität noch gar nicht enthalten, und all diese Effekte werden nach Ansicht des Agrarökonomen bei der Bewertung agrarpolitischer Maßnahmen seitens der Politik bisher ignoriert. „Konsumenten, Landwirte und Steuerzahler werden über die wahren Klima- und Umwelteffekte von Produktivität und Innovation in der Land- und Ernährungswirtschaft getäuscht“, so das Fazit des Professors.

„Das Generieren von Innovation und Produktivität sollte im Zentrum einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten, wissenschaftlich begründeten Agrarpolitik stehen, die auch dem Hunger in der Welt Einhalt gebietet. Der knapper werdende Boden muss produktiver genutzt werden. Je besser die vorhandenen Flächen bewirtschaftet werden, desto höher ist der Klimanutzen der Landwirtschaft“, bekräftigt von Witzke. Flächenspezialisierung sei zu bevorzugen; Landwirtschaft bedeute, dass man die natürliche Fauna und Flora verändert zugunsten der Nutzpflanzen. Je besser dies gelingt, desto weniger Fläche muss für die Nahrungsproduktion eingesetzt werden und desto mehr natürliche Lebensräume und deren Biodiversität können erhalten werden. Von Witzke kritisiert: „Die EU verfolgt konsistent eine anachronistische agrarpolitische Strategie, die sogar klimaschädlich ist und Naturkapital der Welt vernichtet.“ Innovation und Produktivität seien die Gebote der neuen Ära der Knappheit in der Weltagrarwirtschaft. „Nur eine solche Agrarproduktion ist ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig. Sie ist ökologisch nachhaltig, weil sie das Klima und Naturkapital der Welt schont.“ (LPD 68/2023)

Sonja Markgraf

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