Milchbauern kritisieren Staudte-Vorschlag als falsches Mittel fürs richtige Ziel

L P D – Kritisch bewertet das Landvolk Niedersachsen den Vorschlag von Agrarministerin Miriam Staudte, einen „EU-weiten Rechtsrahmen für eine flexible Steuerung der Milchmengen“ einzurichten und zudem das „bewährte EU-Milchmengenverringerungsprogramm“ wieder aufleben zu lassen. „Politische Steuerungsinstrumente haben ihre positive Wirkung auf den Märkten bisher nicht bewiesen, auch die Wissenschaft widerlegt deren Wirkung für den einzelnen Milcherzeuger“, sagt Landvolk-Vizepräsident Manfred Tannen. Er glaubt nicht, dass durchaus übliche Schwankungen im Markt schnell durch politische Eingriffe geglättet werden können.

„Dadurch könnten sogar auch Chancen bei knapp versorgten Märkten vergeben werden. Unsere Baustelle ist nicht der Markt, sondern fehlende Sicherheiten sowie Auflagen bei Investitionen und Tierwohl“, bekräftigt der Milchviehhalter aus Bensersiel in Ostfriesland.

Die Idee der Ministerin, den Ausbau der EU-Milchbeobachtungsstellen voranzutreiben, hält Tannen dagegen für hilfreich: „Den Markt für Milch mit all seinen Facetten regional, EU-weit und global transparenter zu machen, kann uns Landwirten helfen, einzelbetriebliche Entscheidungen darauf abzustimmen.“

Die beiden Vorschläge will Staudte in die laufende Agrarministerkonferenz einbringen, die noch bis zum 21. September in Kiel tagt. Mit dem Beschlussvorschlag zur Stabilisierung des deutschen Milchmarktes plädiert Niedersachsen, so heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums, „ausdrücklich für eine bessere Ausbalancierung von Erzeuger- und Produktpreisen von Milch und Milcherzeugnissen“. Der Antrag hebe auf rechtlich verbindliche Verträge zwischen Landwirtinnen und Landwirten mit Molkereien ab, in denen die Handelspartner Regelungen zu Milchmengen, Preisen und Laufzeiten vereinbaren. Dies solle auch für genossenschaftlich organisierte Molkereien gelten, so das Ministerium.

Mit den schwankenden Marktdaten im Segment hat sich vor kurzem auch der Milchausschuss des Landvolks Niedersachsen befasst. Auch wenn die Milchanlieferung in Deutschland zuletzt saisonal abgenommen hat, so wurde das Vorjahresniveau im Vergleichszeitraum um 2,2 Prozent übertroffen. Das Wachstum in der Anlieferung verringert sich jedoch weiter, während das Milchaufkommen der Exportländer anzieht. Die Notierungen für Magermilchpulver nehmen seit Jahresbeginn mit wenigen Ausnahmen kontinuierlich ab. Die Notierungen für geformte Butter wurden nach einem starken Abfall zu Beginn des Jahres in Deutschland mit knapp fünf Euro je pro Kilogramm stabil bewertet.  Einen Anstieg über das gesamte Jahr hinweg erzielten die Preise für Käse. Der Rückgang der Erzeugerpreise hat sich verlangsamt, mündete zuletzt im Seitwärtstrend und liegt derzeit bei knapp 40ct je Kilogramm Milch. (LPD 72/2023)

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