Biolandwirte kämpfen mit EU-Bürokratie / Inflation sorgt für preiswerte Bio-Ware
Niedersachsens neue Landesregierung sowie die weiter allgemein positive Unterstützung der Verbraucherinnen und Verbraucher in den Bereichen Umwelt-, Natur-, Tier- und Klimaschutz sorgen bei den Landwirten im Öko-Bereich weiter für eine positive Grundstimmung – trotz der aktuellen Krise mit hohen Rohstoff- und Energiepreisen ausgelöst durch den Ukraine-Krieg. „Weil die Regierung trotzdem an den Ausbauzielen des Ökolandbaus mit dem Öko-Aktionsplan 2030 festhält, heißt es für uns Ökolandwirte diese Phase der Kaufzurückhaltung zu überstehen. Danach werden die Verbraucher verstärkt auf Bio-Produkte zurückgreifen, denn sie wissen, dass sie sich, der Umwelt und der Region somit etwas Gutes tun“, fasste Carsten Bauck, Ausschussvorsitzender „Ökolandbau“ im Landvolk Niedersachsen, bei einer Sitzung des Ökoausschusses zusammen.
Die Regelungswut der EU bekommen auch die Bio-Betriebe in Niedersachsen immer mehr zu spüren. Welche Regelungen gelten und welche Landes- und EU-Fördergelder für den Biobereich angedacht sind, stellte Andreas Löloff vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium (ML) vor. So wurden 2021 aus dem Haushalt des ML zur Förderung des ökologischen Landbaus 1,29 Millionen Euro ausgezahlt, 2022 sind aus demselben Titel 1,12 Millionen Euro bewilligt worden und kommen sukzessive zur Auszahlung. Zudem wurden durch die Rahmenvereinbarung zum Niedersächsischen Weg viele Projekte zur Förderung des ökologischen Landbaus aus dem ELER-Programm gezahlt. Zur Grundförderung des Ökologischen Landbaus gehört auch die Erhöhung der Prämien sowohl für Umsteller als auch für schon aktive Ökolandwirte, damit auch die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Land- und Ernährungswirtschaft gestärkt und die ländlichen Strukturen im Bereich der Ernährungswirtschaft und der Nahversorgung verbessert werden.
Dass mit der schrittweisen Umsetzung des niedersächsischen Aktionsplans „Ökolandbau 2030“ laut Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung umgehend begonnen wird, stellte Carolin Grieshop vom Kompetenznetzwerk Ökolandbau Niedersachsen (i-KÖN) heraus. Sie sieht das Ziel des Öko-Aktionsplans 2030, Niedersachsens Ökolandbau bis 2030 auf 15 Prozent Ökoflache auszubauen, auf einem Weg, der weiter konsequent gegangen werde. Dafür habe der Beirat zur Förderung des ökologischen Landbaus des Landes Niedersachsen an das Landwirtschaftsministerium Empfehlungen überreicht. Zum Ende des Jahres 2021 besaß Niedersachsen laut i-KÖN eine Ökofläche von 5,6 Prozent und 2.453 Öko Betriebe.
Einen Überblick über den Bio-Markt gab Christine Rampold von der AMI (Agrarmarkt Informationsgesellschaft), der vom Anbau über Produktion, Umsatzentwicklung, Preise bis hin zu einem Ausblick auf 2022/23 alles abbildete. So habe der Handel „Bio“ fest im Programm, allein schon, um sich zu profilieren. Aber die hohe Inflation und die damit verminderte Kaufkraft sorgen beim Verbraucher für mehr Sparsamkeit. Bio-Landwirte und Verarbeiter können die hohen Rohstoffpreise oft nicht auf die Produkte abwälzen, sodass hochwertigere Bio-Ware aktuell mit Markenartikeln des LEH preisgleich sind.
„Wir müssen die politische Aufbruchstimmung nutzen und vor Ort in der Region begleiten. Bio ist der Mega-Trend für die Zukunft, denn wir haben die Antworten. Der Handel weiß das und stellt sich dementsprechend drauf ein“, erklärte Carsten Bauck abschließend und ermunterte die Ausschussmitglieder, „Bio“ noch mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. (LPD 85/2022)