Verpflichtende Herkunftskennzeichnung muss als nationale Lösung zeitnah erfolgen

L P D„Wir brauchen für den Schweinebereich eine nationale Lösung mit einer verpflichtenden Herkunfts- und Haltungskennzeichnung – und zwar zeitnah. Eine europäische Lösung, so wie sie die Politik anscheinend aktuell anstrebt, dauert viel zu lange. Die deutschen Schweinehalter haben keine Jahre Zeit mehr“, erklären der Vize-Präsident des Landvolks Niedersachsen, Jörn Ehlers, und der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Hubertus Beringmeier, in einer gemeinsamen Presseerklärung. Sie fordern vom Bundesagrarminister Cem Özdemir endlich die Herkunftskennzeichnung für Frischfleisch und verarbeitete Produkte verpflichtend einzuführen. Damit würde auch in Deutschland die Möglichkeit geschaffen, Schweinefleisch und daraus gewonnene Produkte – mit geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland (5D) – auszuzeichnen und dem Verbraucher anzubieten. „Die Haltungskennzeichnung allein bringt uns nicht weiter, wenn die Herkunft nicht eindeutig erkennbar ist“, erklärt Ehlers.

Der Verbraucher sei sehr wohl bereit, die deutschen Schweinehalter und ihre qualitativ hochwertige Produktion verbunden mit hohen Tierwohlstandards zu unterstützen. „Aber man muss auch auf den ersten Blick erkennen können, woher das Tier kommt, wie es gehalten und letztendlich auch geschlachtet und verarbeitet wurde“, erklärt Schweinehalter Jörn Ehlers, der an der Initiative Tierwohl teilnimmt. Die Lebensumstände der Tiere sind dem Verbraucher heutzutage sehr wichtig. „Dazu gehören Licht, Luft und Auslauf, gute Futtermittel, kurze Transportwege und letzten Endes auch die Einhaltung der Sozialstandards bei den verarbeitenden Unternehmen“, führt Beringmeier aus, der im westfälischen Kreis Paderborn einen Schweinemastbetrieb mit Ackerbau betreibt.

Die Lösung liegt für die beiden obersten Vertreter der schweinehaltenden Betriebe im niedersächsischen bzw. westfälisch-lippischen Landesbauernverband auf der Hand: 5D! Nach der erfolgreichen Internetkampagne, die im vergangenen Jahr auf die ruinösen Umstände der deutschen Schweinehalter hinwies, gab es von jeder politischen Seite hierfür unterstützende Bekundungen und Worte. „Doch die Taten fehlen: die einstige CDU-Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner hat es nicht umgesetzt. Jetzt scheint auch Grünen-Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir trotz aller öffentlichen Bekundungen, die deutschen Schweinehalter unterstützen zu wollen, der Mut für einen Alleingang zu fehlen“, müssen Ehlers und Beringmeier feststellen. Andere Länder, wie Frankreich oder Österreich, zeigen, wie ein nationaler Weg umgesetzt werden kann, und stellen sich so schützend vor ihre Bäuerinnen und Bauern. Die Lage ist durch die Pandemie existenzbedrohend. Es ist drei vor Zwölf. Kurzfristig helfen Mittel aus der Corona-Überbrückungshilfe, aber perspektivisch brauchen wir die verpflichtende Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für unsere guten Produkte aus Deutschland – wie immer die auch umzusetzen ist“, fordern Ehlers und Beringmeier Landwirtschaftsminister Özdemir auf, aktiv Lösungen anzubieten. (LPD 15/2022)

Ansprechpartnerin für diesen Artikel

Silke Breustedt-Muschalla

Redakteurin