Hoher Qualitätsstandard, einfache Zubereitung – Probleme bereitet der Wolf

L P D – Zu den Feiertagen kommt neben Gans, Filet oder anderen edlen Fleischstücken auch oft Wild auf den Tisch. „Ich habe zusammen mit Johann Lafer ein Menü mit allem, was unser Hof hergibt, gekocht“, sagt Gina Strampe, Geschäftsführerin des Landesverbands für landwirtschaftliche Wildhaltung Niedersachsen. Der Hirschrücken mit Zwiebelgemüse und Kartoffeln sei ein ganz besonderes Essen, das wenig Aufwand erfordere. „Das kann jeder!“, sagt Strampe. Ein passendes Rezeptheft könne auf der Homepage www.wildhaltung-niedersachsen.de für 1,50 Euro plus Versandkosten bestellt werden.

Genau wie bei den dazu passenden Kartoffeln und dem Rot- oder Rosenkohl für das Weihnachtsmenü spricht auch beim Fleisch viel für den Bezug aus regionaler Landwirtschaft. Neben dem geringeren CO2-Fußabdruck als bei dem meisten importierten Fleisch sind dies die kontrollierte extensive Haltung, die ausnahmslose Lebendtierkontrolle sowie die Fleischuntersuchungen, bei denen amtlicherseits attestiert wird, dass das Fleisch in Ordnung ist. „Diese Maßnahmen dienen dem Verbraucherschutz und unterstreichen zusätzlich den hohen Qualitätsstandard des heimischen Wildfleisches“, sagt Henrike Jansen, Fachberaterin für landwirtschaftliche Gehegewildhaltung bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

In Niedersachsen gibt es etwa 600 landwirtschaftliche Gehege, in denen zu etwa 90 Prozent Damwild, etwa fünf Prozent Rotwild und zu kleinen Teilen Sika- und Muffelwild sowie vereinzelt Schwarzwild gehalten wird. „Die Hirsche leben nur von dem, was sie auf der Weide finden“, beschreibt Strampe die extensive Haltung. Es finde lediglich im Winter eine Zufütterung in Form von Heu statt, zudem stehen den Tieren Lecksteine für den Mineralstoffhaushalt zur Verfügung. Diese Art der Haltung schlägt sich in der hohen Qualität des Fleischs nieder, das mit hohen Eiweiß- und niedrigen Fettgehalten punktet.

Allerdings ist diese Haltung zunehmend durch die Ausbreitung des Wolfs gefährdet. „Wir hatten selbst in unserem Gehege einen Übergriff, bei der sich ein Wolf unter dem Zaun durchgegraben, 20 Tiere getötet und 3 verletzt hat, die dann eingeschläfert werden mussten“, erinnert sich die engagierte Wildhalterin an den großen Schockmoment. Sie wirbt dafür, nicht nur wolfsabweisende Zäune zu errichten, deren Materialkosten zu 100 Prozent vom Land übernommen werden, sondern aufgrund der steigenden Zahl der Wolfsrudel auch die Bejagung auffälliger Tiere.

Das Wildfleisch verkaufen viele Landwirte in der Zeit von Oktober bis Dezember direkt ab Hof. Die landwirtschaftlichen Wildhalter gehen meist auf spezielle Wünsche wie Zerlegung in Teilstücke oder einen bestimmten Liefertermin ein und helfen mit verschiedenen Rezepten und Tipps für die Zubereitung weiter. Adressen von Direktvermarktern in der Nähe stehen unter www.wildhaltung-niedersachsen.de bereit. „Jeder kann ein Gehege vor seiner Haustür finden“, ist sich Strampe sicher. (LPD 95/2022)

Redakteurin

Wiebke Molsen

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