Frühe Aussaat auch per Drohne ins noch stehende Getreide fördert die Entwicklung
L P D – Erst die Ernte der Hauptfrucht wie Gerste, Roggen oder Weizen, dann meist mehrere Arbeitsgänge mit dem Grubber oder der Scheibenegge zur Bodenbearbeitung und erst im Anschluss die Aussaat der Zwischenfrucht, die den Boden bis zur Aussaat der nächsten Hauptfrucht bedeckt. Diese traditionelle Arbeitsabfolge haben Landwirte des Arbeitskreises Zwischenfruchtanbau von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in diesem Jahr durchbrochen und ihre Zwischenfrüchte auf zwölf Feldern im Landkreis Uelzen bereits im noch stehenden goldgelben Getreide per Drohne ausgesät.
„Das gehäckselte Stroh bedeckt die Samen nach der Getreideernte und ermöglicht durch die Taubindung ein schnelles Auflaufen der Zwischenfrucht, die dann noch die hohe Sonneneinstrahlung und Wärme für die Photosynthese nutzt und sich gut entwickeln kann“, erläutert Max Alvermann aus Tätendorf im Landkreis Uelzen die Abläufe auf dem Feld. Ein Tag Wachstum im Juli entspreche einer Woche Wachstum im August und einem Monat Wachstum im September. Den gleichen Effekt könnten Landwirte auch mit einem pneumatischen Streuer erreichen, allerdings habe die Aussaat mit der Drohne 25 Liter Diesel eingespart.
Der Vorsitzende des Arbeitskreises Junger Landwirte im Landkreis Uelzen ist ein großer Fan von imposanten Zwischenfrüchten wie Abessinischem Kohl oder Ramtillkraut, das dieses Jahr eine Höhe von gut 1,80 Meter erreicht hat. Je nach Ausbringungsart will er mit besonders vielfältigen Mischungen aus Rauhafer, Phacelia, Öllein, Tiefenrettich, Leindotter, Perserklee, falschem Buchweizen, Erbsen oder Sonnenblumen das Bodenleben vielfältig ernähren. Dass die Pflanzen vor der Blüte das Bodenleben mit Aminosäuren, Zucker, Hilfs- und Botenstoffen „füttern“, sei sogar wissenschaftlich erwiesen.
Der Favorit in den Wasserschutzgebieten ist jedoch die Ölrettich-Wicke-Mischung. Diese kommt durch ihr Talent, Stickstoff aus der Luft zu binden, gut ohne Düngung zurecht und unterstützt den Ölrettich. „Die Wicke hat einen positiven Einfluss auf den Ölrettich, das ist im direkten Vergleich deutlich zu sehen“, bestätigt der 24-Jährige. Je besser der Ölrettich sich entwickelt, desto besser kann er seine Aufgabe als Gesundungsfrucht, besonders was Krankheiten in Kartoffeln und Nematoden in Zuckerrüben angeht, erfüllen. Zudem speichern die Pflanzen im Trinkwasserschutzgebiet so viele Nährstoffe wie möglich und stellen sie im Folgejahr der Hauptfrucht wieder zur Verfügung. Wurde die Drohne in diesem Jahr noch von einem Maschinenring aus Baden-Württemberg gesteuert, wird es im nächsten Jahr wahrscheinlich auch im örtlichen Maschinenring die Möglichkeit geben, eine Drohne für die Zwischenfruchtaussaat zu buchen. „Das entzerrt zudem die ohnehin schon stressige Arbeitsspitze in der Ernte, in der keiner Zeit für die Aussaat von Zwischenfrüchten hat“, hebt Alvermann einen weiteren Vorteil der innovativen Methode hervor. (LPD 87/2023)