Landfrauenvereine Niedersachsen und Weser-Ems feiern und mischen politisch mit

L P D – „Nur echt mit der Biene“ – das sind die Landfrauen. Stolz tragen Niedersachsens Landfrauen ihr Vereinssymbol am Revers. Dass sie besonders gut stechen können, zeigt ihr  Engagement auf allen Ebenen: ob Lokal-, Kreis-, Landes- Bundes- oder gar Europapolitik – die Landfrauen der beiden niedersächsischen Verbände Hannover und Weser-Ems mischen seit 75 Jahren mit und die Politik mit ihren Aktionen auf. Landfrauen sind Kraft und Motor im ländlichen Raum, sie schnacken nicht lange, sondern packen mit an. Am 23. Juni und am 30. Juni feiern Niedersachsens Frauen fürs Land das Bestehen ihrer beiden Landfrauenverbände, in denen insgesamt 96.000 Mitglieder für die Rechte der Frauen, für Demokratie und für Bildung kämpfen und sich ihrem Selbstverständnis nach dort „frech, wild und wunderbar“ engagieren, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.

Anknüpfend an die Tradition der landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine gründeten sich nach dem Zweiten Weltkrieg um 1947 die ersten Landfrauenvereine. Im Verbandsgebiet Hannover waren es die Landfrauen in Meinersen im Kreis Gifhorn. Schnell entstanden weitere Vereine, die sich bald zu Kreisarbeitsgemeinschaften zusammenschlossen. Am 7. Juli 1948 wurde von 180 Frauen stellvertretend für ihre 70 Ortsvereine mit insgesamt rund 6.000 Mitgliedern der Niedersächsische LandFrauenverband (NLV) gegründet. Helene Künne führte diesen bis 1963 an.

Der Verband entwickelte sich über die Jahre zum größten Frauenverband in Niedersachsen und zur mitgliederstärksten Organisation im Deutschen LandFrauenverband (DLV). „Bezeichnend ist, dass nur etwa zehn Prozent der Mitglieder einen landwirtschaftlichen Hintergrund haben, denn der Verband ist offen für alle Frauen mit Bezug zum ländlichen Raum“, erklärt Elisabeth Brunkhorst, aktuelle und nunmehr achte Präsidentin des NLV. 1958 hatte sich die Mitgliederzahl bereits vervierfacht, 50 Jahre später wurde der Höchststand mit 68.000 Mitglieder erreicht. Aktuell hat der Landesverband Hannover rund 62.000 Mitglieder, organisiert in 38 Kreisverbänden und 259 Ortsvereinen.

Am 23. April 1948 schlossen sich die damals im Bezirk Weser-Ems bestehenden 26 Landfrauenvereine zum Landesverband Niedersächsischen LandFrauenverband Weser-Ems (NLF Weser-Ems) zusammen. Zur Vorsitzenden wurde Doro Garbade gewählt. Er umfasst heute 18 Kreisverbände und 181 Landfrauenvereine mit fast 28.000 Mitgliedern, die aus allen beruflichen Bereichen und Altersgruppen kommen.

Die Themen der Landfrauen sind nach wie vor die wohnortnahe Bildungsarbeit, die Interessenvertretung – immer auf Höhe der jeweiligen Zeit– die Gemeinschaft und die Möglichkeit, in vielfältigen Projekten die eigenen Fähigkeiten einzubringen, die die Landfrauenarbeit attraktiv machen. „Mit ihren Themen sind NLV Hannover und NLF Weser-Ems stets am Puls der Zeit“, berichtet NLV-Präsidentin Brunkhorst, die wie auch die Präsidentin des Landfrauenverbandes Weser-Ems, Ina Janhsen, qua Amt mit Sitz und Stimme dem Präsidium des Niedersächsischen Landvolks und dem Vorsitz der Niedersächsischen Landjugend angehört.

So führt der NLV seit 2014 seine Dreijahresthemen durch, die einen kleinen Eindruck von der Vielfalt an aktuellen Themen geben: „Energie mit Köpfchen – LandFrauen schaffen Durchblick“, „Integration mit Herz und Verstand – LandFrauen schaffen Begegnung“, „Demokratie meint dich! – Frauen fair-treten im ländlichen Raum?“. Letzteres wurde als erstes Dreijahresthema gemeinsam mit dem Landesverband Weser-Ems als Projekt durchgeführt und aufgrund der Pandemie um ein viertes Jahr verlängert. „In diesem Projekt wurde erstmals eine Online-Vortragsreihe mit dem Titel „Hingehört!“ gestartet. Das nächste Dreijahresthema wird sich von 2024 bis 2026 mit Fragen der Nachhaltigkeit auseinandersetzen“, führt Elisabeth Brunkhorst aus und verweist auf die neue Podcast-Reihe „Zeitgeschehen und Eierlikör“, die seit Oktober 2022 erscheint. Die aktuelle Folge mit den Gästen, Barbara Otte-Kinast, Vize-Landtagspräsidentin, und Elisabeth Brunkhorst, NLV-Präsidentin, hat das 75-jährige Jubiläum zum Thema.

Der NLF Weser-Ems hat stets zu aktuellen gesellschafts- und bildungspolitischen Diskussionen sowie ländlichen Strukturproblemen Stellung bezogen. Standen in den 1950er Jahren die Überwindung des Flüchtlingsproblems und die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse in den Dörfern im Vordergrund, wurde in den 1960er und 1970er Jahren aktiv der Aufbau des Dorfhelferinnenberufs und die Einrichtung von Sozialstationen unterstützt. „Ein besonderer Erfolg der Landfrauen Weser-Ems war eine Unterschriftenaktion zum Ausbau der Medizinstudienplätze an der Universität Oldenburg, um den Ärztemangel zu begegnen. Über 5.000 Landfrauenstimmen konnte die damalige Landesregierung nicht ignorieren und die Plätze wurden aufgestockt“, berichtet Präsidentin Ina Janshen stolz. Verbraucherbildung und gesunde Ernährung sind weitere Kernthemen. Zig Landfrauen in der Region Weser-Ems und Hannover engagieren sich im gemeinsamen Projekt „Verbraucherbildung mit Kindern und Jugendlichen“ und bringen in diesem Zusammenhang Kindern und Jugendlichen das Kochen mit regional und saisonal erzeugten Lebensmitteln bzw. das Gärtnern näher.

Doch auf ihre Erfolge ruhen sich weder die Landfrauen des NLV noch die aus Weser-Ems aus, denn es gibt noch viel zu tun. Sie werden sich weiter für eine bunte Welt der Frauen im ländlichen Raum einsetzen, mit anpacken und offen für alles sein – mit dem richtigen Mix aus politischem Engagement, Geselligkeit und Bildungsveranstaltungen. So wie es einst die erste Vorsitzende von Weser-Ems vorlebte und deren Wirken bis heute alle zwei Jahre mit dem Dora-Garbade-Preis an eine LandFrau aus dem Weser-Ems-Gebiet geehrt wird. (LPD 45/2023)

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