„Kirche trifft Landwirtschaft“ oder Trecker-Gottesdienste sorgen für Austausch
L P D – Ein grüner Deutz 40, Baujahr 1964, mit Rundhaube rollt am 31. August zum Getreidelager nahe der A7: Pastor Daniel Küchenmeister aus Lenglern bei Göttingen macht seinen Traum wahr und lädt um 11 Uhr zum ersten Trecker-Gottesdienst ein. „Alle sind eingeladen, und wir freuen uns schon auf viele weitere Modelle, die mit ihren Fahrern kommen – und anschließend bei Bratwurst und Gespräch verweilen“, sagt der Pastor der St.-Martini-Gemeinde gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
Küchenmeister, der seit zwölf Jahren in der 2000-Seelen-Gemeinde mit einer halben Stelle tätig ist, hat selbst eine besondere Beziehung zur Landwirtschaft. Als Jugendlicher wollte er Landwirt werden, half bei Freunden auf dem Hof und entdeckte seine Begeisterung fürs Treckerfahren. Dass Kirche und Landwirtschaft in ländlichen Räumen eng zusammengehören, ist für ihn selbstverständlich: „Bei uns ist zwar nur noch ein Landwirt im Kirchenvorstand, aber als Besitzerin von Ackerflächen hat die Kirche weiterhin viele Berührungspunkte mit der Landwirtschaft.“ Mit seinem Trecker-Gottesdienst will er ein neues, niederschwelliges Angebot schaffen – und Tradition und Moderne zusammenführen.
Auch andernorts wird das Miteinander von Kirche und Landwirtschaft bewusst gepflegt. Unter dem Motto „Kirche trifft Landwirtschaft“ laden der Sprengel Stade der hannoverschen Landeskirche und der Landvolk-Bezirksverband Stade am 3. September nach Verden ein. „Dieses uralte Format lebt vom Austausch auf Augenhöhe“, betont Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers. In diesem Jahr führt die Landwirtschaft Regie: Ein Rundgang bei Masterrind gibt Einblicke in die moderne Tierhaltung, bevor Superintendent Dr. Martin Krarup aktuelle Entwicklungen aus der Landeskirche vorstellt. Anschließend liefern Ehlers und Alexander von Hammerstein den landwirtschaftlichen Beitrag. „Es ist wichtig, im Gespräch zu bleiben. Die Kirche spielt in ländlichen Regionen eine große Rolle – auch wenn die Bindung nachlässt. Dennoch haben wir viele gemeinsame Themen“, sagt Ehlers.
Wie eng dieser Austausch sein kann, weiß auch Markus Gerhardy, Vorsitzender des Landvolk-Kreisverbandes Göttingen. Ob in Pachtfragen, beim Erntedank oder als Ansprechpartner für Predigten – Kirche und Landwirtschaft teilen den Alltag im ländlichen Raum. „Das Arbeiten in und mit der Natur bringt viele Schnittstellen. Wir begrüßen dieses Miteinander, auch wenn es unterschiedliche Sichtweisen gibt“, sagt Gerhardy. Ein Kritikpunkt bleibt für ihn jedoch: „Die Beteiligung von „Brot für die Welt“ und „Misereor“ an der jährlichen Berliner Demo „Wir haben es satt“ sorgen an der Basis für Unverständnis. Auf lokaler Ebene aber sind Landwirte und Landfrauen eine tragende Säule. Sie gestalten aktiv das kirchliche Leben mit und sind präsent, wenn es um Feste oder soziale Projekte geht“, betont der Kreislandwirt. Ob Trecker-Gottesdienst in Lenglern, Austausch in Verden oder die enge Zusammenarbeit im Alltag – Kirche und Landwirtschaft verbindet auf dem Land weit mehr als historische Tradition. Sie sind Partner, die gemeinsam das Leben vor Ort prägen und die Gemeinschaft stärken. (LPD 65/2025)
Silke Breustedt-Muschalla
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