Trotz Investitionshürden und Marktunsicherheit setzen Milchbauern auf Zukunft
L P D – Auf vielen Milchviehbetrieben in Niedersachsen ist die Stimmung angespannt, doch keineswegs hoffnungslos. Sinkende Milchpreise, steigende Kosten und eine Bürokratie, die mitunter jede Investition ausbremst – das ist laut den Mitgliedern des Milchausschusses im Landvolk Niedersachsen die gegenwärtige Realität auf den Höfen. Und dennoch: Betriebe, die weitermachen, tun dies mit klarer Perspektive. Bei der Tischrunde wurde deutlich, wie sehr die Preisabsenkungen überraschten. „Die, die jetzt weitermachen, werden am Markt bestehen“, betont Frank Kohlenberg, Vorsitzender des Milchausschusses und Vizepräsident des niedersächsischen Landesbauernverbandes, gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
Viele Bauern haben in den vergangenen Jahren auf Automatisierung gesetzt, nicht nur weil sie wollten, teilweise auch, weil der Mangel an Arbeitskräften sie dazu gezwungen hat. „Melkroboter und digitale Fütterungssysteme sind vielerorts längst Standard – und sichern den Alltag von Familienbetrieben ebenso wie von größeren Hofstrukturen“, berichtet Kohlenberg.
Als besonders belastend empfinden die niedersächsischen Milchviehbetriebe den Aufwand für Genehmigungen und Bauvorschriften. Ob Siloplatten, Düngelagerstätten oder Antragsverfahren für Stallanbauten – die Hürden sind hoch, und in manchen Regionen dauert es Jahre, bis überhaupt ein Bescheid kommt. Ein Landwirt aus dem Landkreis Osnabrück berichtete, dass nach zwei Jahren Bearbeitungszeit und 30.000 Euro Planungskosten die Absage ins Haus flatterte. Kohlenberg sieht in dieser Entwicklung einen Treiber des Strukturwandels: „In manchen Regionen wiehert der Amtsschimmel sehr laut. Es gibt Betriebe, die investieren wollen – aber es fehlt die Genehmigung.“ Trotz alledem wird genau dort weiter investiert, wo Betriebe eine Zukunft für sich sehen. Viele Ställe werden modernisiert oder erweitert, nicht überdimensioniert, sondern um gezielt und tiergerecht zu wachsen.
Die Grundfuttersituation ist gut, vielerorts sogar sehr gut. Die Maisernte war stark, Graserträge solide – das stabilisiert die Milchviehbetriebe in einer Phase niedriger Milch-Auszahlungspreise. Schlachtreife Kühe gehen zum Teil etwas früher in die Vermarktung, um den Milchmarkt zu entlasten. Dass die Preisentwicklung drückt, ist allen bewusst. Kohlenberg mahnt jedoch zur Einordnung: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir 18 Monate lang Höchstpreise hatten.“ Kurzfristig sei keine Erholung zu erwarten, aber mittelfristig deuteten Prognosen auf steigende Notierungen hin. Milch, Käse, Butter und weitere Produkte werden weiterhin nachgefragt. (LPD 91/2025)

