Klassische Klausuren werden von E-Klausuren abgelöst – Etwas weniger Studierende

L P D – Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen die Digitalisierung beschleunigt – so auch bei den niedersächsischen Agrarfakultäten der Universität in Göttingen und der Hochschule in Osnabrück. „Die klassischen handschriftlichen Klausuren werden immer öfter durch die E-Klausuren abgelöst“, erläutert Franziska Pach, Studienberaterin an der Universität Göttingen. Auch wenn der Universitätsbetrieb mittlerweile wieder Vorlesungen in den Hörsälen anbietet – und damit einen vielfachen Wunsch der Studierenden erfüllt – sollen die Vorteile der Digitalisierung weiter bestehen bleiben.

„Das ist immer mehr im Kommen“, bestätigt Pach. Beide Seiten – sowohl Lehrende als auch Studierende – profitierten von der schnelleren Korrektur der E-Klausuren. „Die Studierenden bekommen ihre Ergebnisse eher und können schneller planen, wie es in ihrem Studium weitergeht“, berichtet die Studienberaterin aus der Praxis. Zudem seien viele Vorlesungen auch weiterhin online abrufbar, um ein flexibles Lernen zu ermöglichen.

„Die Digitalisierung kann nicht das Studium ersetzen, wie wir es kennen“, sagt Martin Roberg, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung im Landvolk Niedersachsen. Der Austausch sei unverzichtbar und habe den Studierenden während der Corona-Pandemie gefehlt. Neben der extrem wichtigen Praxisnähe wünscht er sich zudem ein starkes Augenmerk auf das Studienfach Kommunikation. Das Thema „Landwirtschaft in der Gesellschaft“ gehöre heute immer mehr in den Fokus. „Das, was der Berufsnachwuchs fachlich gelernt hat, muss er auch gut rüberbringen können“, begründet er diesen Wunsch. Besonders wichtig sei es, der interessierten und oft weit entfernt von einem Bauernhof lebenden Öffentlichkeit ein realistisches Bild der heutigen Landwirtschaft zu vermitteln.

„Die Studiengänge werden stetig hinterfragt und – sofern möglich – an die Wünsche der Studierenden angepasst“, schildert Pach die Abläufe. So gab es eine Bachelorreform, die einen größeren Praxisbezug zur Folge hat. Zudem haben die Bachelorstudierenden nun mehr Wahlfreiheit und können das Studium noch individueller gestalten. Besonders stolz ist die Universität Göttingen auf die Investition von rund 20 Millionen Euro in den Bau eines neuen Forschungsgewächshauses für die Fakultät für Agrarwissenschaften.

Trotz der innovativen Möglichkeiten, der traditionsreichen Versuchsgüter und der modernen Forschungsstätten haben sich im aktuellen Wintersemester etwas weniger Schulabgänger als sonst neu für ein Studium der Agrarwissenschaften eingeschrieben. „Normalerweise liegt die Zahl der Studienanfänger bei etwa 220 bis 250, in diesem Jahr sind es nur rund 200“, sagt Pach.

Ebenso sieht es an der Hochschule Osnabrück aus: „Die Bewerbungen sind um rund 30 Prozent zurückgegangen“, sagt Studierendendekan Prof. Dr. Ralf Waßmuth. Mit 132 Studierenden seien die Plätze jedoch immer noch gut gefüllt. „Unter dem Strich sind wir froh und zufrieden“, fasst er zusammen. Ob der Rückgang der Studierendenzahlen auf die Corona-Maßnahmen zurückzuführen seien oder einen längerfristigen Trend nach einer kürzeren und eher praxisorientierten Ausbildung abbilden, lässt sich aktuell nicht abschätzen.

Im Wintersemester 2022/2023 wurden zwar vereinzelt auch Vorlesungen und Seminare online abgehalten, aber die Hochschule Osnabrück legt weiterhin einen besonderen Wert auf ein praxisorientiertes Studium. Ein Beispiel hierfür sind die vielen Kooperationsbetrieben, mit denen Lehrende aus allen Bereichen der Landwirtschaft teilweise schon seit Jahrzehnten zusammenarbeiten. Studierende lernen die Betriebe bei Übungen oder Exkursionen kennen und erhalten sehr häufig die Möglichkeit, Praxiserfahrungen durch Projekt- und Abschlussarbeiten zu sammeln. „Das unterstreicht, wie wir die Bezeichnung ‚Hochschule für Angewandte Wissenschaften‘ auch wirklich praktisch umsetzen“, erläutert Prof. Dr. Kathrin Deiglmayr, Professorin für Bodenkunde und Sprecherin des Studiengangs Landwirtschaft. (LPD 92/2022)

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