Erzeuger zahlen drauf – Sauenhalter überreichen „Weckruf“ an Cem Özdemir
L P D – Nach einem kurzen „Aufschwung“ blicken die Schweinehalter aktuell weiter auf tiefrote Zahlen. Der Preisrutsch bei Schlachtschweinen um 15 Cent auf 1,80 Euro je Kilogramm führt dazu, dass die Erzeuger für jedes verkaufte Tier noch mehr draufzahlen müssen als bisher. „Wir benötigen schnellstens einen deutlichen Preisaufschlag, um zumindest unsere Kosten decken zu können“, erklärt Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers und spricht von „Alarmstimmung“ unter seinen Berufskolleginnen und -kollegen.
Passend dazu hat der Arbeitskreis Sauenhalter Norddeutschland (AKS), ein Verbund der Sauenhalter in den Landesbauernverbänden Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Westfalen-Lippe und Rheinland, jetzt einen „Weckruf an Cem Özdemir“ formuliert. Darin appellieren die Sauenhalter eindringlich an den Bundeslandwirtschaftsminister, ein Gesamtpaket mit einer geeigneten Haltungs- und Herkunftskennzeichnung, einer Finanzierung der Tierwohlmaßnahmen auf den Betrieben und einer Anpassung des Bau- und Immissionsschutzrechts zu schnüren. Zwar erkennen die Halter an, dass einige Vorschläge des Kompetenzwerks zur Nutztierstrategie seitens des Agrarministers wieder aufgegriffen werden. „Das Konzept muss aber auch in der Praxis realisiert werden können“, betont Enno Garbade, Vorsitzender des Arbeitskreises Sauenhaltung im Landvolk Niedersachsen.
Die Halter fordern, die Nutztierstrategie nun endlich zeitnah umzusetzen. „Wir müssen für das Deckzentrum bereits in spätestens zwei Jahren Betriebs- und Umbaukonzepte vorlegen“, erläutert Garbade. Um Planungssicherheit zu bekommen, müssten zumindest die Fristen der Tierschutznutztierverordnung (TierSchNV) angepasst werden. „Seit zwei Jahren haben wir Sauenhalter versucht, die Verluste zu kompensieren. Leider geht uns mittlerweile die Luft aus, und immer mehr Betriebe fahren vor die Wand“, beschreiben die AKS-Vorsitzenden die dramatische, inzwischen für viele Kollegen fast aussichtslose Lage.
Jörn Ehlers sagt: „Wir warten dringend auf Perspektiven, die uns zum Weitermachen ermutigen. Eine weitere Verlagerung der Erzeugung ins benachbarte Ausland würde den Tierwohlgedanken konterkarieren und ist zu verhindern.“ (LPD 37/2022)