Keine Altbestände mehr vorhanden – Stetiger Niederschlag setzt den Erdäpfeln zu

Zu nass, zu spät, zu heiß, zu nass – das sind laut Thorsten Riggert die Kernpunkte zur anstehenden Kartoffelernte. Der Vorsitzende des Bauernverbands Nordostniedersachsen (BVNON) sieht der Ernte mit Spannung entgegen. „Das Frühjahr war zu feucht und zu kalt, sodass die Auspflanzung bis Ende Mai/Anfang Juni vier Wochen zu spät in nasse Böden erfolgte. Kaum waren die Pflanzkartoffeln im Boden, kam sofort die Hitzewelle. Bei trockenen Lehmböden ist das dann wie Beton, sodass die Pflanzen schon vor Reihenschluss anfingen zu blühen, wenig ansetzten und somit wahrscheinlich weniger Ertrag bringen werden“, befürchtet der Kartoffelexperte, zumal der aktuell kräftige Niederschlag die Krautfäule fördere. „Auch mit der nun anstehenden Krautbehandlung können wir das hinten nicht mehr aufholen, was am Anfang verloren ging“, erklärt Riggert gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Diese Situation zeige sich nicht nur für Niedersachsen, sondern gelte auch für Deutschland und die Benelux-Länder sowie für alle Kartoffelsorten. Auch für Verarbeitungsware, die für die Pommes Frites-Herstellung wichtig ist, und für die strenge Vorgaben gelten: Ein bestimmter Stärkegehalt darf weder unter- noch überschritten werden. „Die Ernte im zurückliegenden Jahr war knapp ausreichend. Es gibt nun keine Lagerbestände mehr, so dass die Bauern nun in ein Mengen-Vakuum hineinernten.

Daher gilt für die neue Ernte für alle Verarbeitungsrichtungen: Wer roden konnte, musste roden“, erklärt der Fachmann. Eine Versorgungsknappheit werde es Riggert zufolge aber nicht geben – auch wenn die Ackerbauern aufgrund der hohen Kosten vor allem für Bewässerung im vergangenen Jahr ihre Kartoffel-Anbaufläche in Niedersachsen um 2000 Hektar (ha) auf 122.000 ha verkleinert haben. Aktuell befinden sich die Kartoffelbauern in der „Ruhephase“ zwischen Frühkartoffel und Speisekartoffel. Erstere ist beendet und die Frühkartoffelbauern stellten fest, dass die klassischen Erzeugerländer wie Ägypten und Spanien extrem mit der Trockenheit zu kämpfen hatten und weniger liefern konnten. Sowohl ausländische als auch deutsche Ware wurde gut nachgefragt und schnell verkauft.

„Für die Frühkartoffel-Kollegen war die Situation positiv mit guten Preisen, aber auch herausfordernd. Die Speise- und Verarbeitungserzeuger sehen das ähnlich und hoffen nun auf einen goldenen September und Oktober, damit die Kartoffeln gut abtrocknen, und wir Ende September mit der Haupternte loslegen können. Wir denken, es wird auf eine gerade ausreichende Versorgung mit unserer Lieblingsknolle hinauslaufen, aber es wird eine Herausforderung diese gut aus der Erde herauszuholen“, sagt Riggert, der auch Vorsitzender der Fachkommission Qualitätssicherung der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft ist. (LPD 63/2023)

Ansprechpartnerin für diesen Artikel

Silke Breustedt-Muschalla

Redakteurin

T: 0511 36704-83

E-Mail-Kontakt