Nebenerwerbslandwirt Hendrik Hoffmann pflanzt fast 1.000 Haselnussbäume

L P DIn gut zwei Wochen geht für Hendrik Hoffmann aus Schönhagen bei Uslar die Ernte los. Während seine Ackerbau-Kollegen froh sind, ihr Getreide endlich vom Feld zu haben, wird der 27-jährige Nebenerwerbslandwirt dann gut bis zu vier Wochen auf seiner Plantage stehen und die erste richtige Ernte seiner Haselnüsse einsammeln. Auf drei Hektar hat der gelernte und studierte Landwirt seit 2019 sukzessive 1.000 Haselnussbäume von Hand gepflanzt, von denen nun die ersten erste Früchte tragen. „Die ältesten Bäume werden pro Baum zwischen 100 bis 500 Gramm an Nüssen tragen, sodass es zwischen 20 und 80 Kilogramm werden können. Bis zum Nutella wird’s aber noch dauern“, sagt Hoffmann verschmitzt gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Weil der typische Getreideanbau so gar nicht seins ist und Dauerkulturen ihn schon immer interessiert haben, informierte sich Hoffmann nach einem Fernsehbericht direkt bei jenem Landwirt aus Bayern, der nach Aufgabe des Tabakanbaus in den Haselnussanbau eingestiegen ist. „Es ist echt schwierig, gute Infos über den Anbau von Haselnüssen zu bekommen“, berichtet Hoffmann, dessen Eltern 2011 ihren Nebenerwerbsbetrieb in der Nähe von Göttingen aufgaben und in Schönhagen am Sollingrand neue Grünlandflächen sowie etwas Acker für ihre Mutterkuhherde kaufen konnten. Während die 13-köpfige Kuhherde seitdem auf der Wiese steht, bereitete Hendrik den Acker für sein Projekt „Sollingnuss“ vor.

Dazu zäunte er 2019 die gesamte Fläche ein, um die jungen Bäume vor Verbiss zu schützen. „Sonne und Wasser benötigt die Haselnuss, ansonsten ist sie recht anspruchslos. Da, wo Apfelbäume wachsen, gedeihen auch Haselnüsse. Ursprünglich sind es Büsche, doch für die Ernte und Pflege sind Bäume effektiver und einfacher. Wasser- und Wurzelschosser entferne ich deshalb regelmäßig“, erklärt Hoffmann, der in Witzenhausen Ökolandbau studiert hat und beim Landkreis Holzminden als Projektmanager für die Ökomodellregionen arbeitet. Über Anhäufelung und Bewurzelung der Triebe vermehrt er seinen Bestand stetig, fünf Hektar sind das Ziel.

Akkurat sind die Bäume in 5×5-Meter-Reihen gepflanzt, damit Ernte- und Pflegeaufwand für den Nebenerwerbslandwirt so gering wie möglich sind. Um einer reinen Monokultur vorzubeugen, hat Hoffmann Beerensträucher, wie Aronia, Johannisbeeren sowie Rhabarber, und durchwachsene Silphie an den Rändern der Plantage gepflanzt. „Das ist wichtig für die Artenvielfalt. Weil die Haselnuss schon im März blüht, bekommen die Insekten mit der erst im Spätsommer blühenden Silphie eine weitere Nahrungsquelle“, berichtet Hoffmann, der seine Nussbäume nur mit der Mulchmahd des Klees, etwas Kuhdung sowie Kompost und ohne Pflanzenschutzmittel versorgt.

Mitte September sind die Früchte der Nussbäume reif und fallen durch Wind und Reife aus den Hüllen. Fünf verschiedene Sorten hat der Nussliebhaber, der aus den bisherigen Mini-Ernten nur Likör gemacht hat, auf der Plantage gepflanzt: die französische Corabel, die sehr ertragreiche holländische Emoa 1, die rote Zellernuss, die Hallesche Riesennuss und die polnische Katalonski, die noch größere Nüsse hat. „Bei den türkischen Haselnüssen hingegen muss man die Nüsse erst händisch aus der Schale herauspulen“, erklärt Hendrik Hoffmann. Mit Netzen will er sie auffangen und dann per Sauger oder von Hand auf den Anhänger transportieren. Dort können sie in Ruhe nachtrocknen und sind dann sehr haltbar – auch weil sie im Gegensatz zur Walnuss komplett geschlossen sind. Potenzielle Abnehmer für seine Haselnüsse haben sich schon bei ihm gemeldet. „Das reicht von Restaurants und Hofläden in der Region, über Ölmühlen bis hin zur Idee des Online-Shops. Ganze, große Nüsse gehen in den Verkauf, weshalb ich mir noch eine Knackmaschine kaufen werde“, freut sich Hendrik Hoffmann auf diese erste, richtige Ernte und mindestens 40 weitere, die die Bäume Haselnüsse hervorbringen werden. (LPD 66/2023)

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