Qualität und Quantität sind super / Interesse und Anbau steigen / Gastronomie zögert

L P D – Trüffel aus regionalem Anbau: Das ist längst keine Vision mehr, benötigt aber Zeit. Sechs bis zehn Jahre Geduld sind erforderlich, bevor der Trüffelpilz in der Erde erste Fruchtkörper hervorbringt. Fabian Sievers aus Alfeld im Leinebergland hat 2012 seine Trüffelplantage angelegt, 2019 erste kleinere Ergebnisse erzielt und seitdem – je nach Witterung – größere Trüffelmengen ernten können. „Wie im vergangenen Jahr war auch dieser Juni viel zu trocken. Während 2022 die Trüffelernte deshalb nahezu ausfiel, haben die ergiebigen Niederschläge im Juli 2023 die Ernte gerettet. Bei den Sommertrüffeln waren zwar einige Trockenschäden zu sehen, doch die nun anstehende Ernte, die noch bis in den Dezember gehen kann, überzeugt mit Menge und Qualität“, erklärt der 51-jährige Trüffelpionier zufrieden gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Mittlerweile sind die einst kleinen Stämmchen zu stattlichen Trüffelbäumen gewachsen. Auf einem Hektar hat Sievers 700 beimpfte Trüffelbäume, wie Haselnuss, Linde, Eiche, Rot- und Hainbuche, sowie 300 Bäume wie Wildapfel und -kirsche oder Felsenbirne als Begleitbäume gepflanzt. Eine flache, breite, halboffene Baumkrone, bei der der Schatten überwiege, bilde im Sommer das perfekte Klima für Trüffel. Sievers freut sich, dass im Zuge seiner zehnjährigen Anbauberatung weitere Liebhaber des Edelpilzes den Schritt zum Trüffelanbau gewagt haben. „Ich möchte aktiv den Trüffelanbau in der Region voranbringen. Das Leinebergland ist mit seinen Muschelkalkböden hierfür wie geschaffen. Langfristig kann und sollte es Trüffel-Hochburg werden“, sieht Sievers den Trüffelanbau als ordnungsgemäße Landwirtschaft auch als eine Alternative für Landwirte in der Region.

Zur Arbeitsgemeinschaft (AG) „Trüffel“ haben sich die Trüffelfans zusammengeschlossen, um Anbau, Wissen und Vermarktung rund um die Trüffel zu vermitteln. Dazu gehören auch Kurse für Privatleute oder Firmen, der Vertrieb von geimpften Trüffelbäumen, die Ausbildung von Trüffelhunden sowie der Verkauf von Trüffelbutter oder Trüffel direkt an die Gastronomie. „Dieses Jahr biete ich erstmals die Kurse „Trüffeln schnüffeln“ an. Interessierte erleben die Ernte mit unseren Trüffelhunden und erhalten neben vielen Infos eine Kostprobe der frischgeernteten Trüffeln. Mir ist dabei wichtig, dass echtes Interesse besteht und es nicht als reines Freizeitevent angesehen wird“, stellt Sievers klar. Wissensvermittlung zu Geschichte, Anbau und Systematik der Trüffel stehe bei den Kursen im Vordergrund. Sievers schätzt die Anbaufläche seiner Trüffel-AG mittlerweile auf fünf Hektar (ha), wovon aber viele noch zu jung für die Ernte sind.

Wie die stark riechenden unterirdisch wachsenden Edelpilze gefunden werden, zeigen die Trüffelhunde Woopee und Djuka. Immer die Nase am Boden schnüffeln sich die beiden Wasserhunde von Baum zu Baum, graben die kostbaren Schlauchpilze aus dem Boden, legen sie meistens vor Sievers brav ab und erhalten zur Belohnung ihr Leckerli. „Wenn ich nicht aufpasse, gibt es auch Situationen, in denen sich die Hunde gleich selbst belohnen, indem sie die Knollen selbst verspeisen anstatt die Belohnung abzuwarten“, verweist der Trüffelexperte schmunzelnd auf die Nöte eines Trüffelbauerns. Doch in diesem Jahr fällt es aufgrund der Menge nicht allzu sehr ins Gewicht. Drei Mal habe er bislang seine Plantage abgeerntet und einige Kilos herausgeholt. „Die waren in ihrer Qualität gut verkäuflich. Es reifen immer wieder Fruchtkörper nach, die Erde liegt voll und es sind noch ein paar Monate Erntezeit“, sieht er zuversichtlich einem guten Ergebnis entgegen.

Was Sievers nicht verkauft, verarbeitet er zu Impfstoff für seine Trüffelbaumproduktion. „Mir geht kein Gramm verloren. Das ist für mich genauso wichtig“, sagt er. Auch in der Gastronomie hofft Sievers auf ein Umdenken, dass dieses regionale Produkt den Weg in die Küchen findet. „Der Mythos, dass Trüffeln etwas Exotisches sind, muss aufhören. Das ist ein absolut regionales, traditionelles Naturprodukt, das es hier schon immer gab“, verweist Sievers abschließend auf eine Erwähnung aus dem Jahr 1893: „Köthner A. Sievers erhielt gegen eine Pachtgebühr von 5,50 Mark im Jahr im Meinbergsforst bei Langenholzen/Alfeld die Genehmigung zur Trüffelsuche. Wenn das kein Zeichen ist…“ Weitere Infos unter www.leinebergland-trueffel.de. (LPD 73/2023)

Silke Breustedt-Muschalla

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