Stabile und steigende Milchanlieferung hat weitreichende Folgen auf den Markt

L P D Beim Blick ins Kühlregal ist es manchen Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Wochenendeinkauf schon aufgefallen: Die Butterpreise sind gesunken. Was für sie eine Freude ist, führt auf der Seite der Milchbauern zu Sorgenfalten. Denn auch im Großhandel sind die Butterpreise und die Preise für Magermilchpulver gesunken. Die Ursache dafür ist die Trendwende bei der angelieferten Milchmenge. War sie noch im vergangenen Herbst aufgrund der Blauzungenkrankheit stark verringert – in einigen Supermärkten hingen damals sogar Hinweise darauf aus – sind die Kühe mittlerweile wieder genesen und geben wieder ihre normale Milchmenge.

„Kühe, die im vergangenen Jahr von der Blauzungenkrankheit betroffen waren, haben weniger Milch gegeben und sind erst Anfang des Jahres tragend geworden“, erläutert Landvolk-Vizepräsident Frank Kohlenberg, Milchviehhalter aus dem Weserbergland. Nach neun Monaten Tragezeit standen im August und September folglich mehr Geburten in den Kuhställen an als üblich und damit stieg auch die Milchmenge. Denn: Frisch abgekalbte Kühe geben in den ersten Wochen die meiste Milch. „Die Kühe wurden mit der hohen Grundfutterqualität von Gras- und Maissilage sehr gut versorgt und haben sich auch dadurch gut wieder erholt“, weist Kohlenberg auf einen zweiten Faktor für den Anstieg hin.

Laut der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) lag die angelieferte Milchmenge in der 37. Kalenderwoche fünf Prozent über der gleichen Woche im Vorjahr. Zudem berichtet die Süddeutsche Butter- und Käsebörse über einen weltweiten Überschuss bei der Milchanlieferung, der die Milchpreise in Deutschland zusätzlich deutlich unter Druck setzt.

„Wir wollen die Landwirte dafür sensibilisieren, sich mit den Märkten zu beschäftigen“, sagt Kohlenberg. Er beobachtet für Markteinschätzungen die Berechnungen des ife-Instituts, das jeden Monat aus den Börsennotierungen für Butter und Magermilchpulver den ife-Rohstoffwert Milch herleitet. Dieser kann für Landwirte ein Bestandteil der Prognose der Milchpreise sein. Er ist seit Juni monatlich gesunken und liegt jetzt bei 44,5 Cent/kg Milch. Das ist der niedrigste Stand seit Mai 2024.

„Wir befürchten nun, dass der Milchpreis auch in der Realität sinken könnte und dass Landwirte dadurch Verluste hinnehmen müssen, bis sich die Milchmenge wieder eingependelt hat“, erläutert Kohlenberg. Zum Beispiel weil sie Futterkontrakte abgeschlossen und dabei mit anderen Milchpreisen kalkuliert haben. Zur Risikoabsicherung plädiert das Landvolk Niedersachsen für eine Milchpreisabsicherung von Teilmengen an der Börse. Viele Molkereien bieten dieses Tool bereits an. Gleichzeitig könnten Milchviehhalter Einnahmen aus den sehr hohen Zuchtfärsen-, Nutzkälber- und Rindfleischpreisen generieren. „Für den ein oder anderen Landwirt könnte es lohnenswert sein, diese Einkommensquellen gezielt zu nutzen“, lenkt Kohlenberg den Blick auf die positiven Entwicklungen. (LPD 75/2025)

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