Nele Matthias will als Betriebsleiterin ihren Betrieb jeden Tag etwas besser machen

L P DÜber Umwege ist Nele Matthias aus Höfer bei Celle im wahrsten Sinne des Wortes Landwirtin geworden. Nicht nur beruflich hat die 32-Jährige einst andere Wege beschritten als auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern einzusteigen, indem sie nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Altenpflegerin absolvierte. „Ich hatte damals als Jugendliche einfach kein richtiges Interesse für die Landwirtschaft. Nach einem Jahr als examinierte Altenpflegerin habe ich mich dann für ein Jahr auf das Abenteuer ‚work and travel‘ in verschiedenen Ländern eingelassen. Einmal um die Welt geflogen und dort immer wieder auf landwirtschaftlichen Betrieben gearbeitet, habe ich dann meine Liebe zur Landwirtschaft entdeckt“, berichtet Nele Matthias, die im Arbeitskreis Unternehmerinnen im Landvolk Niedersachsen ihre Sicht und Ideen als Betriebsleiterin eines 400 Tiere starken Milchviehbetriebes plus Nachzucht einbringen will.

Zurück in Deutschland hat die Weltenbummlerin mit ihren Eindrücken von der Landwirtschaft in anderen Ländern erst eine landwirtschaftliche Ausbildung und im Anschluss die ein- und zweijährige Fachschule in Celle erfolgreich abgeschlossen. Seit 2020 leitet sie gemeinsam mit ihrem 27-jährigen Bruder Tjark und Vater Cord den Betrieb in der 17. Generation. Auf dem Hof werden die 330 Kühe dreimal täglich im „Doppel-20-er Swing-over-Melkstand“ gemolken sowie die 470 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche mit hoher Eigenmechanisierung bewirtschaftet. Die Familie baut Getreide, Zuckerrüben und Mais an und bewirtschaftet Grünland. Die Biogasanlage vervollständigt die Kreislaufwirtschaft des Hofes, indem sie wertvolle Nährstoffe für den Acker sowie Wärme und Energie liefert.

„Die Kühe stehen bei uns im Mittelpunkt. Wir versuchen ihnen ein angenehmes und langes Leben auf unserem Betrieb zu bereiten – und ich versuche jeden Tag hierbei ein bisschen besser zu werden“, lautet Matthias‘ Betriebsphilosophie. Dass man als weibliche Betriebsleiterin nicht von Beginn an ernst genommen wird, ärgert sie schon. „Gerade Vertreter, die auf den Hof kommen, wollen gerne den Chef sprechen. Wenn dann im Gespräch klar wird, dass ich als Chefin vor ihnen stehe, merkt man die Veränderung des Umgangstons. Wenn sie weiterhin es nicht verstehen wollen, müssen sie sich einen anderen Geschäftspartner suchen“, schildert die Landwirtin Situationen, die ihrer Meinung nach eigentlich der Vergangenheit angehören müssten. Trotzdem hat sie Freude daran, sich jeden Tag den Herausforderungen, die die Arbeit auf dem Hof, mit den Tieren und im Einklang mit der Natur mit sich bringt, zu stellen.

Frauen haben schon immer eine entscheidende Rolle auf den Höfen gespielt, meint Nele Matthias. „Sie halten alles zusammen. Es ist gut, dass Frauen zunehmend aus dem Schatten der Männer hervorrücken und mehr und mehr Verantwortung auf den eigenen Schultern tragen und auch mit dem eigenen Namen in der Verantwortung stehen“, sieht die junge Betriebsleiterin einen Wandel auf den Höfen. Frauen managen mit Diplomatie, Offenheit, guter Organisation und wichtigem Einfühlungsvermögen die Abläufe auf dem landwirtschaftlichen Betrieb. „Dazu gehört auch das Reflektieren der eigenen Entscheidungen sowie eine ordentliche Portion Mut, Neues auszuprobieren. Wenn ich als Frau für mein Wissen, meine Kompetenz und meine Arbeit wertgeschätzt werde – und nicht zum Erfüllen einer Frauen-Quote – ist das für mich das größte Lob“, erklärt die 32-Jährige, die sich ehrenamtlich in vielen Vereinen innerhalb und auch außerhalb der Landwirtschaft engagiert, um dort als landwirtschaftliche Unternehmerin die Perspektive der Landwirtschaft einzubringen. Dafür bildet sie sich ständig fort, wie beispielsweise im Mentorin-Programm „Kompass“ des Deutschen Bauernverbandes (DBV).

„Lasst uns einfach unsere Arbeit machen“, wünscht sich Nele Matthias mehr Anerkennung von Gesellschaft und vor allem von der Politik. „Wir machen das mit viel Wissen und Liebe zur Natur und zu unseren Tieren. Es bringt uns doch nichts, wenn wir unsere vorhandenen Ressourcen verplempern, schließlich sind wir auch ein Wirtschaftsunternehmen“, verweist die Milchbäuerin abschließend auf die gute fachliche Praxis, mit der Bauern seit Generationen für qualitativ hochwertige Lebensmittel sorgen und Verantwortung für die Mitarbeiter übernehmen. (LPD 82/2024)

Silke Breustedt-Muschalla

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