Landvolk fordert Schritte von Bund und EU, Versorgung mit bezahlbarem Dünger zu sichern

L P DNach Bekanntgabe der Absatzzahlen von Handelsdünger in Deutschland für das 2. Quartal 2022 durch das Bundesamt für Statistik steht fest, dass in der deutschen Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr vom 1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022 nochmals deutlich weniger Mineraldünger auf Felder und Wiesen verwendet wurde als in den Vorjahren. Der stark rückläufige Trend war schon lange erkennbar, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.

So meldet der Großhandel für den Absatz in Niedersachsen bei stickstoffhaltigem Mineraldünger einen Rückgang auf nur noch 166.000 Tonnen Stickstoff gegenüber einem bereits im Vorjahr 20/21 erreichten Tiefstand von 186.000 Tonnen. Im Wirtschaftsjahr 2016/2017 hatte der Großhandel laut Statistik noch Mineraldünger mit insgesamt 295.000 Tonnen für den Verkauf zur Verfügung.

„Wir sind bei der Reduzierung des Mineraldüngereinsatzes, die oft auch aus Gründen des Wasserschutzes gefordert wird, schon lange am Ende der Fahnenstange angekommen“, bewertet Hubertus Berges, Vorsitzender des Umweltausschusses beim Landvolk Niedersachsen, die Situation. Der nochmalige Rückgang sei vor allem auf die extrem gestiegenen Preise für Düngemittel zurückzuführen. „Unser Getreide, die Zuckerrüben, Kartoffeln und der Raps sowie das Feldfutter wie Mais und das Dauergrünland haben in diesem Jahr inzwischen in fast allen Betrieben am Stickstoff gezehrt, der im Humus unserer Böden gespeichert ist“, erläutert der Landwirt. „Allein über unsere organischen Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung und den Gärrückständen aus Biogasanlagen können die fehlenden Nährstoffe für eine gute Ernte nicht mehr kompensiert werden, auch nicht durch Anbau von stickstoffsammelnden Leguminosen.“

Vor diesem Hintergrund und angesichts der Meldungen über die Schließung von Düngemittelwerken fordern das Landvolk Niedersachsen und der Deutsche Bauernverband (DBV) schnelle Schritte von Bund und EU, eine ausreichende Versorgung der Landwirtschaft mit bezahlbarem Mineraldünger zu sichern.

Bei einer Ernte mit guten Erträgen und Qualitäten werden mit den erzeugten Produkten je nach Kultur zwischen 70 bis deutlich über 200 kg Stickstoff je Hektar vom Feld abgefahren, ohne Ernterückstände wie Stroh. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Stickstoffabfuhr von mindestens 130 kg/ha oder 13 Gramm je Quadratmeter reicht der im Großhandel verfügbare Stickstoffdünger aktuell maximal für die Hälfte dieser Menge.

Auch wenn ein Teil der Ernte als Futtermittel für die Nutztiere auf den Höfen oder die Biogasanlagen verwendet wird und die Nährstoffe wie Stickstoff dabei zu großen Teilen wieder als organischer Dünger auf das Feld zurückgeführt werden, reicht das für den Nährstoffbedarf der Pflanzen nicht aus.

„Wenn sich die Situation durch eine noch steigende Verknappung von Handelsdünger und den Abbau der Tierhaltung weiter verschärft, auch weil die EU Importe beschränkt, dann geht das am Anfang zu Lasten des Humusgehaltes und der Fruchtbarkeit unserer Böden und ganz schnell auch zu Lasten der Erträge und Qualitäten unserer Lebens- und Futtermittel“, zeigt sich Berges alarmiert. „Damit würden wir weder das für den Klimaschutz wichtige Ziel einer Anreicherung des Humusgehaltes erreichen noch die bisherige Lebensmittelversorgung gewährleisten können.“ (LPD 70/2022)

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Sonja Markgraf

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