Kultusministerium in Hannover testet eine Umstellung der Berufsfachschulen

L P D – Im Rahmen eines Innovationsvorhabens erprobt das Niedersächsische Kultusministerium aktuell eine Umstellung der einjährigen Berufsfachschulen (BFS), in denen in Vollzeit die berufliche Grundausbildung erfolgt. Im Beruf Landwirt/in wird die BFS als erstes Ausbildungsjahr anerkannt. Eine Umstellung der BFS könnte für andere Berufe sinnvoll sein, wäre für die Landwirtschaft ein herber Verlust, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.

Bisher entscheiden sich die Schülerinnen und Schüler zu Beginn der BFS für eines von drei Profilen: Wirtschaft, Technik oder Gesundheit und Ernährung. Die Fachrichtung Agrarwirtschaft ist im Profil Gesundheit und Ernährung angesiedelt. In der geplanten „BFS dual“ sollen alle Schüler unabhängig von Profil und Fachrichtung gemeinsam in einer Bündelschule starten. Bis zu den Herbstferien werden sie vor allem in puncto Berufsorientierung intensiv beraten und gecoacht. Anders als bisher könnte die Beschulung in der Fachrichtung Agrarwirtschaft dann frühestens nach den Herbstferien beginnen.

Ziel des Kultusministeriums ist, künftig generell mehr Schüler nach der BFS in eine entsprechende Berufsausbildung zu bekommen. Zuvor fehlt es offenbar vielfach an genügend Berufsorientierung. „Mit der bisherigen BFS Agrarwirtschaft erreichen wir seit Jahrzehnten jedoch bereits das, was das Kultusministerium für andere Berufe anstrebt“, sagt Martin Roberg, Vorsitzender des Ausschusses Bildung im Landvolk Niedersachsen. „Wir befürchten, dass unsere erfolgreiche und gut etablierte BFS Agrarwirtschaft dabei unter die Räder kommt“.

Das Landvolk Niedersachsen ist bereits im Austausch mit dem Kultusministerium und setzt sich für den Erhalt der BFS Agrarwirtschaft in bisheriger Form ein. Sie ist ein Erfolgsmodell, weil fast alle Schüler bereits vor Beginn der BFS den klaren Berufswunsch Landwirt/in haben. Dies liegt daran, dass sich der Berufswunsch dieser Schüler zuvor über Jahre durch das Mithelfen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb entwickelt hat. Circa 90 Prozent der Schüler, die die BFS Agrarwirtschaft absolvieren, gehen danach direkt in das zweite Ausbildungsjahr im Beruf Landwirt/in, das auf einem landwirtschaftlichen Betrieb stattfindet, über. „Die geplante ‚BFS dual‘ mit intensiver Berufsorientierung ginge am Bedarf der angehenden Landwirtinnen und Landwirte völlig vorbei“, stellt Martin Roberg fest. „Wir befürchten, dass die angehenden Landwirte die ‚BFS dual‘ abbrechen und uns sogar künftige Fachkräfte verloren gehen“, erklärt Roberg abschließend. (LPD 30/2023)

Silke Breustedt-Muschalla

Redakteurin

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