Grünlandzentrum eröffnet die Weidesaison am 22. April / Wolf bereitet Sorgen
L P D – Das Gras steht in den Startlöchern – die Kühe auch. Sobald das Wetter es erlaubt, geht es für gut ein Drittel der niedersächsischen Milchkühe und für nahezu den kompletten weiblichen Nachwuchs auf die Weide. „Das ist für die Tiergesundheit und das Wohlbefinden der Tiere hilfreich“, sagt Landvolk-Vizepräsident Manfred Tannen. Für den Milchviehhalter aus Ostfriesland ist es aber auch selbst ein schöner Anblick, die Kühe in der Frühlingssonne liegen zu sehen. „Der Austrieb der Milchkühe ist der Höhepunkt des Jahres und mit Frühlingsgefühlen für Mensch und Tier verbunden“, freut er sich auf das Spektakel, bei dem die Vierbeiner auch mal einen Bocksprung riskieren.
Das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen eröffnet die Weidesaison 2023 am Samstag, 22. April, mit einem Weideaustrieb auf dem Weidemilchbetrieb Wemken in Wiefelstede und lädt alle Interessierten zu der öffentlichen Veranstaltung ein. Ein buntes Rahmenprogramm aus Kinder- und Familienaktivitäten, Hofrundgängen und Informationsständen, Musik sowie gastronomischen Angeboten runden den Tag ab.
Damit die Freudensprünge der Kühe ungefährlich vonstattengehen, müssen die Böden nach den reichlichen Regenfällen gut abtrocknen. „Auch für das Jungvieh ist es wichtig, dass es trocken liegen kann, wenn es Tag und Nacht draußen ist“, sagt Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender des Grünlandausschusses im Landvolk Niedersachsen. Schließlich seien die Tiere nach dem Winter im schützenden Stall noch nicht abgehärtet. Zudem stellen viele Tierhalter die ausschließliche Weidehaltung aus Angst vor dem Wolf in Frage. „Sie wollen ihre Tiere nicht der Gefahr aussetzen und machen sich große Sorgen“, zeigt Tannen Verständnis.
Durch die Nässe hängen viele Landwirte mit ihren Arbeiten auf dem Grünland etwa drei bis vier Wochen hinterher und haben ihre Flächen erst an den wenigen schönen Tagen rund um Ostern geschleppt, gewalzt, gedüngt und bei Bedarf Grassamen nachgesät. Trotz des noch fehlenden Wachstumsschubs, der erst durch die Wirkung des Düngers einsetzen wird, ist Padeken mit der Grasnarbe nach dem Winter zufrieden. „Es gab vereinzelt Schäden durch Mäuse, sodass das Gras bei passenden Temperaturen gut loswachsen wird“, hofft er.
Einen deutlichen Unterschied der ungedüngten Flächen zu denen, die im zeitigen Frühjahr bereits mit Gülle versorgt worden sind, sieht Hendrik Lübben, ebenfalls Milchviehhalter aus der Wesermarsch. „Auf Wiesen, die eine rechtzeitige Güllegabe bekommen haben, ist das Gras bereits kräftig und dunkelgrün“, hat er festgestellt. Der Weideaustrieb werde daher wie geplant Ende April stattfinden, da die Kühe ohnehin im Stall zugefüttert werden und meist auch Zugang zum Stall haben, um sich im Sommer vor der Hitze zu schützen.
Der Landwirt sieht weitere positive Effekte der Weidehaltung. „Das Frühjahrsgras trägt zur besseren Versorgung der Kühe bei und auch die Milchleistung steigt“, lautet Lübbens Erfahrung aus den Vorjahren. Er erwartet, dass die Zahl der Landwirte, die ihre Kühe auf die Weide schicken, wieder zunehmen wird. „Die Weideprämie ist ein guter Anreiz und eine Wertschätzung der Arbeit auf dem alternativlosen Grünland“, nennt er einen Grund. Zudem gehörten die Kühe im Norden Niedersachsens einfach zum Landschaftsbild dazu. Die Gesamtfläche an landwirtschaftlich genutztem Grünland, sogenanntem Wirtschaftsgrünland, umfasst in Niedersachsen etwa 750.000 Hektar. Mit einem Anteil von fast 28 Prozent an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche ist das Wirtschaftsgrünland in Niedersachsen die wichtigste Einzelkultur. (LPD 29/2023)