Veterinäre dringend gesucht – Behandlung von Nutztieren muss attraktiver werden

L P D – Landvolk und Tierärztekammer Niedersachsen schlagen Alarm: Bei Veterinärinnen und Veterinären droht massiver Nachwuchsmangel; die Versorgung insbesondere von großen Nutztieren ist gefährdet. „Wir sehen mit Sorge, dass das Berufsbild offenbar nicht mehr attraktiv ist und im ländlichen Raum schon jetzt viel zu wenig Tierärzte Nutztiere behandeln oder zu den Betrieben rausfahren können“, sagt Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies. Kammerpräsidentin Dr. Christiane Bärsch ergänzt: „Die Tierärzteschaft ist zunehmend jung und weiblich und eher angestellt als selbständig tätig. Das ist eine Entwicklung, die wir schon länger beobachten. Gleichzeitig ist das Interesse an Teilzeitstellen gestiegen und viele Nachwuchskräfte möchten eher in der Kleintierpraxis und/oder im städtischen Raum arbeiten. Wir brauchen aber auch Tiermedizinerinnen und -mediziner, die in Vollzeit und eben auch auf dem Land arbeiten wollen.“

In Niedersachsen gibt es derzeit rund 6650 Veterinärinnen und Veterinäre. Davon arbeiten 1620 als niedergelassene, 1627 als angestellte Tierärzte und Tierärztinnen in Praxen und 540 in Behörden und Verwaltung. Viele Stellen bleiben nach Angaben der Tierärztekammer jedoch unbesetzt, vor allem in Praxen auf dem Land und in der Veterinärverwaltung. Das liegt unter anderem auch an erhöhten gesetzlichen Anforderungen und vielen Dokumentationspflichten, insbesondere im Nutztierbereich.

Im Studiengang Veterinärmedizin hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten ein Wandel des Geschlechterverhältnisses vollzogen. Im Wintersemester 2007/2008 waren bereits 83 Prozent der Studierenden weiblich. Parallel dazu sinkt die Zahl der Absolventinnen und Absolventen, die in einer Nutztierpraxis tätig werden wollen. Eine Studie hat gezeigt, dass männliche Studierende eher zu einer Karriere in der Nutztiermedizin tendieren als weibliche. Außerdem entschieden sich Studierende aus einer ländlichen Gegend eher für die Nutztierpraxis als Studierende mit städtischem Hintergrund. Darüber hinaus weisen die Ergebnisse darauf hin, dass ein Zusammenhang besteht zwischen den Vorlieben der Studierenden für ein Tätigkeitsfeld und der Art der Tiere, die sie oder ihre Familien halten.

Hennies und Bärsch waren sich bei einem Treffen in Hannover jetzt einig, dass regelrecht „Werbung“ gemacht werden müsse für den Berufsstand – vergleichbar mit der Landarztquote in der Humanmedizin. Landvolk und Tierärztekammer wollen hierzu und zu weiteren Themen im Gespräch bleiben. Darüber hinaus ist verabredet worden, gemeinsame Schulungen für den Umgang mit kranken und verletzten Tieren im Sinne des Tierschutzes für Landwirtinnen und Landwirte anzubieten. (LPD 61/2023)

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