Wetterabhängigkeit führt zu Arbeitsspitzen / Auf langsame Erntefahrzeuge achten

L P D – Montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr arbeiten? Weitgefehlt in der Landwirtschaft und während der Erntezeit erst recht. „Wir sind dann aktiv und müssen unser Korn von den Feldern ernten, wenn es erstens reif und zweitens trocken ist. Dieses Zeitfenster ist nicht unbegrenzt vorhanden. Weil Regen schnell die Qualität des Getreides beeinträchtigt, ernten wir bis in den späten Abend und auch notfalls auch wochenends – sollten sich Regen oder Gewitter ankündigen“ erklärt Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Landwirte würden diesbezüglich immer öfter angegangen, Gegenseitige Rücksichtnahme sei daher angesagt, berichtet Löhr und appelliert deshalb sowohl an seine Kollegen, an die Bevölkerung sowie Verkehrsteilnehmer.

Trotz aller Rücksichtnahme müssen die Anwohner in den Dörfern und am Stadtrand in den Sommermonaten mit den dazugehörigen Erntegeräuschen sowie Staub gerade in dieser sehr trockenen Phase durch Feldarbeiten rechnen. Bei Unvermeidbarkeit der Tätigkeit, zum Beispiel bei einem Wetterumschwung, ist Nachtarbeit im vertretbaren Rahmen rechtlich zulässig. „Gerade in dieser Zeit, in der Getreide ein für die Ernährung der Weltbevölkerung unersetzliches und knappes Gut ist, müssen wir jede Stunde ausnutzen, um die wertvolle Frucht in die Silos zu bekommen“, erklärt Löhr, der im Landkreis Wolfenbüttel einen „Gemischtwarenladen“ mit Ackerbau, Hähnchenmast, Damwild und der Beteiligung an einer Biogasanlage bewirtschaftet.

Vielfach kündigen Landwirte ihren an den Feldrändern wohnenden Nachbarn die unmittelbar bevorstehenden Arbeiten an. „Natürlich versuchen wir unsere Nachbarn und Mitbewohner, die auch unsere Kunden sind, so wenig wie möglich zu stören. In einigen Dörfern wurden dafür eigens Whatsapp-Gruppen“ eingerichtet“, schildert der Landwirt. Die Beeinträchtigungen durch die Erntearbeiten führe vor allem bei jenen zu Unmut, die nicht auf dem Land großgeworden, sondern der Idylle wegen aufs Landgezogen sind, führt Löhr aus und rät seinen Kollegen und den Anwohnern ein nachbarschaftliches Verhältnis zu pflegen. Den Nachbarn eine Runde auf dem Mähdrescher mitzunehmen, wirke oft Wunder „Dann klappt es auch mit den Neubürgern“, ist sich Löhr sicher und gibt seinen Kollegen noch die Empfehlung, zu versuchen, trotz des enormen Zeitdrucks die Spaziergänger auf den Feldwegen nicht in eine dicke Staubfahne einzuhüllen.

Gegenseitige Rücksichtnahme in der Erntezeit ist vor allem auch im Straßenverkehr wichtig. „Mähdrescher sind breit und langsam, die großen, modernen Zugfahrzeuge hingegen werden oftmals in Länge und Geschwindigkeit unterschätzt. Deshalb lieber vorsichtig agieren, damit diese wichtige Ernte 2022 gut eingefahren werden kann“, so Löhr abschließend. (LPD 56/2022)

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Silke Breustedt-Muschalla

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