Ausschuss für Ökolandbau tagt in Hannover – Stimmung ist gemischt

L P D – Niedersachsen ist das Agrarland Nummer 1 in Deutschland. Und auch wenn der Ökolandbau mit einem Anteil von nur sechs Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche prozentual noch nach wenig aussieht, trägt er doch durch die insgesamte Flächengröße von 154.000 Hektar und die gebündelte Vermarktungskompetenz dazu bei, den Markt zu beliefern. „Die Nachfrage nach Hafer ist nach wie vor hoch, das ist keine Eintagsfliege“, nannte Carsten Bauck aus Uelzen als Ausschussvorsitzender ein Beispiel.

Probleme sieht er in diesem Jahr vor allem im Kartoffelanbau, bei dem durch den starken Krankheitsdruck die Knollen früher und damit kleiner abreifen als sonst. Teilweise gibt es durch die Kraut- und Knollenfäule sogar Totalausfälle. Auch das Getreide habe von der Aussaat bis zur Ernte unter den häufigen und ausgiebigen Regenfällen gelitten – sogar das Stroh sei knapp. „Das ist regional zum Teil sehr bitter“, beurteilte er die Stimmung im Land.

Bezogen auf die Nachfrage verlief das erste Halbjahr für den Biomarkt sehr unterschiedlich. „Der vermehrte Einstieg der Discounter in das Biogeschäft wirbelt den Markt durcheinander“, sagte Diana Schaack von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft AMI. Fleisch und Milchprodukte würden gut nachgefragt, während Eier und Geflügel weniger beliebt seien. Besonders Schweinefleisch sei knapp und teuer, es stellten aber kaum Landwirte ihre Tierhaltung auf Bio um. „Die Behörden legen den Bauern oft Steine in den Weg, sei es aufgrund der Emissionen oder des Wasserschutzes“; sagt Friedrich Hake aus Tündern als stellvertretender Ausschussvorsitzender. Er selbst hatte geplant, in die Schweinehaltung nach Öko-Richtlinien einzusteigen. Durch die Lage seines Hofes im Wasserschutzgebiet sei es jedoch kaum möglich gewesen, die geforderten Ausläufe für die Tiere anzulegen. „Die Kosten sind trotz der guten Preise einfach zu hoch“, fasste er zusammen.

Die Ausschussmitglieder schüttelten vor allem über die neuen Verordnungen die Köpfe, die in ihren Augen keinen Sinn ergeben. Die verpflichtende Weidehaltung bei Milchkühen ab dem kommenden Jahr, die Anlage von Ausläufen für Jungvögel ab dem ersten Tag oder das Entfernen von Überdachungen bei Außenanlagen für Schweine waren einige der diskutierten Beispiele. „Kein Schwein will sich einen Sonnenbrand holen, und kein Küken findet am ersten Lebenstag den Weg zurück in den Stall“, verdeutlichte Bauck. Die Weidehaltung sei vor allem bei kleineren Höfen ein Problem, die für das Tierwohl bislang durch ausgeklügelte Laufställe gesorgt hätten, weil sie mitten im Dorf lägen. „Das reicht dann nicht mehr, um den Bio-Status zu halten“, stellte er fest. Das sei für die betroffenen Landwirte eine Katastrophe und auch die bis 2030 angepeilten 15 Prozent Öko-Anteil an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Niedersachsen bremsten solche Verordnungen eher aus, als sie zu fördern. (LPD 64/2024)

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