Humus ist der Schlüsselfaktor
(ccp). „Kommen Sie doch nur einmal mit mir zu einer Veranstaltung nach Helmstedt – da wird mir die GAP links und rechts um die Ohren gehauen.“ Die Schützenhilfe erbat sich Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast von Landwirt Burkhard Fromme, der in der streitfreudigen Region einen konventionellen Ackerbaubetrieb führt und „die neuen Vorschriften der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) seit 10 Jahren erfüllt und kein Problem in der Umsetzung sieht.“
Fromme stellte sein Unternehmen anlässlich der Übergabe eines Förderbescheides über 940.000 Euro für das Projekt KLiFa-KlimaFarming vor, an dem er gemeinsam mit 9 anderen Betrieben aus Niedersachsen teilnimmt. Die Ministerin war zu der feierlichen Aktion nach Ellingen (Heidekreis) gekommen, um die bereits langjährige Vorarbeit der Betriebe zu würdigen und das Projekt vorzustellen. Danach ist es Ziel des dreijährigen Verbundvorhabens, nachhaltige klimaschonende Anbaukonzepte zu erproben und humusfördernde Bodenbewirtschaftung zu demonstrieren. Außerdem will man die Möglichkeiten neuer Geschäftsmodelle zur Honorierung von Klimaleistungen ausloten.
Die Koordination und Projektleitung übernimmt das 3N Kompetenzzentrum aus Bad Fallingbostel, dessen Leiterin Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer den symbolischen Scheck in Empfang nahm. Wissenschaftlich begleitet wird das Vorhaben durch das Institut für Bodenkunde der Leibniz Universität Hannover. Unter dem Titel „Grenzen und Möglichkeiten des Humusaufbaus im Ackerboden“ erläuterten die Wissenschaftler die zentrale Rolle der organischen Substanz im Boden: Humus ist der Schlüsselfaktor – er dient als Kohlenstoffsenke, erhöht die nutzbare Feldkapazität der Wasserspeicherung, schützt über die Verbesserung der Bodenstruktur vor Erosion, ist Habitat des Bodenlebens und speichert Nähstoffe.
Mit exakten Messmethoden werden jetzt auf den beteiligten Betrieben Anbausysteme ausgewertet, um weiterführende Erkenntnisse über Humusaufbau und Kohlenstoff-Fixierung zu gewinnen. Als vorteilhaft erweist sich bei dem Projekt, dass die Teilnehmer bereits über langjährige Erfahrung z.B. mit der pfluglosen Bodenbearbeitung oder bei humusfördernden Dünge- und Anbausystemen verfügen.
Mit dem Betrieb von Frieling (Soltau / Frielingen) und von Felde (Soltau / Wolterdingen) sind zwei der zehn Projektbetriebe im Heidekreis beheimatet. Wie Landwirt Claas von Frieling berichtete, werden auf seinem Hof seit 2009 Fasernesseln auf rund 5 ha Betriebsfläche für die Fasergewinnung angebaut. Im Projekt sollen nun die Humusbildung und C- Speicherung der langjährigen Dauerkultur mit 6- jährigen und neuangelegten Parzellen vergleichen werden.
Der Betrieb hat damit ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal und ist für die Bodenuntersuchungen von ganz besonderem Wert. Gleichzeitig möchten man hier die Möglichkeit und das Potential prüfen, CO2-Speicherung zu honorieren. „Dieses Anbauverfahren bietet sich geradezu an, um es im Rahmen der 4-prozentigen Stilllegung einzusetzen und dadurch zusätzlich ökologische Systemdienstleistungen zu generieren“, kommentierte Otte Kinast.
Auf dem Betrieb von Felde in Wolterdingen (rotes Gebiet) ist ein Zwischenfruchtversuch angelegt, bei dem Parzellen mit verschiedenen Zwischenfruchtmischungen mit unterschiedlich hohem Leguminosenanteil ausgesät wurden. In den Parzellen variiert die Strohabfuhr und die Düngung mit Festmist aus der betriebseigenen Strohschweinehaltung. Durch den Versuch sollen folgende Versuchsfragen untersucht werden:
Führt der Entzug von Ernteresten mit weitem C/N Verhältnissen zu einer effektiveren Humusakkumulation durch mikrobiellen Prozesse?
Welchen Einfluss nimmt das Strohmanagement (Ernterest mit weitem C/ N- Verhältnissen) und die Düngung auf den Aufbau stabiler Humusverbindungen aus Ernteresten?
Können Leguminosen mit engen C/N Verhältnissen zu einer optimierten Humusanreicherung beitragen?
Die Ministerin, die den Termin mit seinen vielen optimistischen Aspekten als besonders ermutigend empfand, versprach, in drei Jahren nach Abschluss und Auswertung der Ergebnisse wiederzukommen – egal was am 9. Oktober passiert.