Stefan Golze steht im Finale des CeresAwards in der Kategorie Junglandwirt

L P D – Für Stefan Golze stehen der Hof und die Familie im Vordergrund. Die Nominierung und das Erreichen des Finales in der Kategorie „Junglandwirt“ zum diesjährigen CeresAward haben den 33-Jährigen gefreut und auch etwas mit Stolz erfüllt, doch er gibt offen zu: „Ich bin für sowas eigentlich nicht gemacht. Wir sind ein kleiner, aber breit aufgestellter Betrieb. Alleine – ohne meine Familie – würde ich das gar nicht schaffen“, erklärt der Junglandwirt vom „Hof Ilmeaue“ in Dassel gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Innerhalb von zwei Jahren konnte der Hofnachfolger den Nebenerwerbsbetrieb mit 30 Hektar (ha) Grünland und 42 ha Ackerland seiner Eltern im Jahr 2020 in den Vollerwerbsbetrieb „Hof Ilmeaue“ verwandeln. Sein Hof ist nun mit 55 Fleischrindern, 400 Masthähnchen und 1200 Legehennen in Mobilställen vielfältig aufgestellt. Die Eier – wie auch saisonal Erdbeeren, Kartoffeln, Rote Beete, Zucchini oder Kürbis – stehen dem Kunden via Hof-Automat 24 Stunden zum Kauf zur Verfügung. „2020 entstand dann die Idee neben der Urproduktion eine Rohstoff-Veredlung in Form einer Nudel- und Eierlikörmanufaktur aufzubauen. Zudem haben wir in dem Zuge auch einen Fleisch-Zerlegeraum und ein Kühlhaus geschaffen. Dass der Weg derart lang und beschwerlich wird, hätten wir aber nicht erwartet. Die rechtlichen Auflagen waren immens“, berichtet Golze von den Anfängen. Für das zweite Standbein wurde die einstige Getreidelagerhalle von 250 Quadratmetern nach neuestem EU-Standard umgebaut. Seit Anfang dieses Jahres ist die Manufaktur in Betrieb und an fünf Tagen in der Woche entsteht hier Pasta aus Hartweizen- und Dinkelgrieß: Je nach Kundenwunsch mit oder ohne Ei und seit kurzem auch in zertifizierter Bio-Qualität. Produktionsleiter ist Golzes Schwager Elias Kreuzinger.

Mittlerweile bietet die Nudelmanufaktur auch für andere Landwirte die Nudelproduktion in Lohn an: „Jeder interessierte Legehennenhalter kann seine Eier zur Weiterverarbeitung an uns liefern und bekommt anschließend die entsprechende Menge Eier-Nudeln seiner Eier verpackt und verkaufsfertig etikettiert zurück. Wir versuchen den Landwirten ein Rundum-Sorglos-Paket anzubieten“, erklärt Golze. Gleiches gilt für die Herstellung von Eierlikör. Damit die Arbeitsabläufe beim Verpacken effektiver werden, wird der Landwirt mit den vielen Ideen weiter investieren. Eine Mehrkopfwaage soll Abhilfe verschaffen, doch dazu muss erst nochmal umgebaut werden. „Mit dieser Verpackungsmaschine können wir dann in deutlich höherer Geschwindigkeit die Nudeln verpacken. Wir hoffen, der Nachfrage dadurch besser gerecht werden zu können“, sagt Golze, den man auf dem Hof grundsätzlich an seinen roten Crocs erkennen kann.

Weiterhin bietet der Hof Ilmeaue über die Direktvermarktung auch das Fleisch seiner Rinder, Schweine und Masthähnchen an. Im neu gebauten Zerlegeraum samt Kühlung werden nach Kundenwunsch die Fleischpakete portionsfertig zusammengestellt.

Auch auf dem Acker tobt sich Stefan Golze aus. Nachdem der Mohn aufgrund der Trockenheit nicht aufgegangen ist, hat er dieses Jahr erstmals Sonnenblumen und erneut Hanf gesät. Aus beidem wird in der Ölmühle Hollenstedt regionales Öl hergestellt. „Kollegen haben mich gewarnt: Die Vögel werden die Sonnenblumenfelder leer fressen, denn es sind die einzigen hier in der Gegend – mal schauen, was übrigbleiben wird“, zeigt sich Golze zuversichtlich. Mehr Kummer bereitet ihm die anderen Sommerungen, wie Mais und Hanf. „Es ist einfach viel zu heiß und viel zu trocken. Auch das Gemüse muss regelmäßig bewässert werden“, schildert der CeresAward-Finalist, der ab 2024 als Ausbildungsbetrieb agieren möchte. „Das wird spannend, denn wir haben ja keinen richtigen Schwerpunkt, wie zum Beispiel nur Schwein oder Rind. Dafür sind wir sehr vielfältig aufgestellt“, erklärt Golze, der am 12. Oktober bei der Verleihung des CeresAward nicht traurig wäre, wenn er nicht Gewinner der Kategorie Junglandwirt werden würde: „Wenn Martina oder Christian es mehr verdienen, dann freue ich mich genauso für die beiden. Und falls ich doch Glück habe, dann nutze ich die Bühne vor allem, um mich mal bei allen, die mir die vergangenen Jahre geholfen haben, zu bedanken.“ (LPD 59/2022)

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