Am 23. April wird am Tag des Bieres der Gerstensaft gefeiert / Anbaufläche steigt

L P DAm 23. April ist Tag des Bieres: Wichtigster Rohstoff für Bier ist Braugerste, und Bierbrauer stellen hohe Anforderungen an das Getreide, hat es doch maßgeblichen Einfluss auf die Bierqualität. Wetterkapriolen verursachen oft starke Ertrags- und Qualitätsschwankungen, sodass nur wenige Landwirte den Anbau von Braugerste wagen. „Ein großer Teil der Braugerste ist schon gut aufgelaufen. Aktuell befinden sich die Pflanzen im Ein- bis Zweiblattstadium“, freut sich Gerhard Rott über die Entwicklung der Gerstenbestände auf Niedersachsens Feldern. Aber: Die starken Kahlfröste von bis zu Minus zehn Grad haben für Ausfälle von bis zu 30 Prozent gesorgt, berichtet Rott als Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Niedersächsischen Braugerstenanbaus“ gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. „Da musste einiges nachgesät werden.“

Laut Rott drillen einige Landwirte als Besonderheit Braugerste als Winteraussaat bereits Ende Oktober/Anfang November. Milde Winter haben sie dazu veranlasst, was bislang gut funktionierte. „Dieses Mal ist es das erste Mal, dass nicht alles durchgekommen ist“, sagt Rott. Auf 30.000 Hektar (ha) werden Niedersachsens Landwirte ihre Gerste säen, 2022 waren es 28.500 ha. „Die meisten aber erst jetzt, nur circa 20 Prozent bereits im Herbst“, schätzt der Vorsitzende, dem der Gerstenanbau am Herzen liegt. Die aktuelle Aussaat ist momentan auf den leichteren, sandigen Böden im nordöstlichen Niedersachsen schon zu 70 Prozent erfolgt. In Südniedersachsen müssen die Ackerbauern mit der Bestellung der schwereren Böden mit Gerste noch warten, bis die Felder abgetrocknet sind: „Zu klein waren bislang die Zeitfenster für gutes Wetter. Wo Lehmböden sind, ist die Befahrbarkeit der Felder nicht gegeben. Hier sind circa 30 Prozent der Flächen bestellt“, berichtet Rott. 

Die Nachfrage nach dem Rohstoff für den beliebten Gerstensaft – gebraut nach dem Reinheitsgebot von 1516 – ist vorhanden. Immerhin werden nur aus den vier natürlichen Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe mittels althergebrachter Handwerkstechnik und weltweit beachteter Braukunst in über 1.500 deutschen Brauereien Tag für Tag über 40 verschiedene Sorten und rund 7.000 einzelne Biermarken gebraut. „Die Marktsituation für Braugerste ist sehr positiv. Viel geht in den Export, Asien und Afrika nehmen große Mengen an Malz auf. Die Preise machen keinen Halt, sodass seit Beginn des Ukrainekrieges hohe Preise gezahlt werden“, schildert Gerhard Rott. Bis zu 280 Euro je Tonne zahlen die Mälzereien für hochwertige Braugerste, für Futtergerste erhalten die Landwirte circa 80 Euro/t weniger. Sorge bereitet Gerhard Rott allerdings, dass vergangenes Jahr in manchen Regionen der für das Bier so wichtige Proteingehalt von mindestens 9,5 Prozent nicht erreicht werden konnte. „Uns macht wie beim Backweizen die Reduktion der Düngemittel zu schaffen. Der Eiweißgehalt muss zwischen 9,5 und 11,5 Prozent liegen. Liegt er höher, schäumt das Bier später zu stark, ist er zu niedrig, dann landet die Gerste im Futtertrog“, zeigt der Vorsitzende die Schwierigkeit des Gerstenanbaus auf und hofft trotzdem, dass die Gerste, die als Frühjahrsfrucht eigentlich mit wenig Düngung und Pflanzenschutzmittel auskommt, weiterhin experimentierfreudige Landwirte zum Anbau auch neuerer Sorten findet. (LPD 30/2023)

Silke Breustedt-Muschalla

Redakteurin

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