Umstellwillige sollten sich jetzt für die Zeit nach dem Ukrainekrieg fit machen

L P D – Trotz Coronakrise und Ukrainekrieg hat der Ökolandbau weiter Zukunft, und vor allem besitzt er die Antworten auf die Fragen der Gesellschaft. Davon ist Carsten Bauck, Öko-Bauer und Vorsitzender des Ausschusses Ökolandbau im Landvolk Niedersachsen, überzeugt. Die am Dienstag von Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast vorgestellten Zahlen bestätigen, dass der Ökolandbau in Niedersachsen stetig wächst. Die Öko-Fläche beträgt jetzt in Niedersachsen 143.024 Hektar. Gegenüber dem Jahr 2020 mit 137.694 Hektar bedeutet das ein Wachstum von 3,9 Prozent. Doch Carsten Bauck ist auch Realist: „Nur Öko-Lebensmittel zu produzieren, würde nur funktionieren, wenn sich das Verbraucherverhalten massiv umkehrt. Es geht nie über die Angebotsseite, sondern nur über die Nachfrage nach ökologisch produzierten Lebensmitteln“, erklärt Ausschussvorsitzender Bauck gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Die Coronakrise mitsamt verstärktem „Kochen in den eigenen vier Wänden“ hat die Nachfrage nach Biowaren verstärkt, sodass insgesamt zu wenig Öko-Lebensmittel auf dem Markt waren. Seit dem Ukrainekrieg hat die Nachfrage jedoch nachgelassen: Es gibt zu viele Bio-Lebensmittel. „Ich bin davon überzeugt, wenn Krieg und Energiekrise überwunden sind, nimmt die Bio-Branche wieder Fahrt auf. Deshalb müssen Landwirte, die ihren Betrieb von konventionell auf ‚bio‘ umstellen wollen, azyklisch handeln und sich jetzt Gedanken und Pläne machen“, erklärt der Landwirt. Laut Bauck liefere der Ökolandbau langfristig mit dem Wissen von Generationen zu Wasser, Land und Luft die Antworten für eine zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft. In Niedersachsen haben 200 landwirtschaftliche Betriebe 2021 auf Ökolandbau umgestellt, die Gesamtanzahl der Öko-Betriebe lag 2021 somit bei 2.453.

Von der neuen EU-Bio-Verordnung sollten sich Biobauern und umstellungswillige Landwirte nicht abschrecken lassen. „Wir hätten gerne die alte EU-Verordnung behalten. Jetzt versucht man mittels der sogenannten delegierten Rechtsakte, etwas Praktisches daraus zu machen und nimmt dabei alle Ökobauern in Sippenhaft“, zeigt Bauck seinen Unmut und sein Unverständnis. Die Verantwortlichen in der EU hätten das Grundverständnis von „bio“ nicht begriffen, wonach Biobauern Ökolandbau aus Überzeugung gradlinig betreiben. „Weil immer mehr Anbieter auf dem Markt kommen, befürchtet man mehr schwarze Schafe. Die Bio-Kontrolle wird mit der EU-Verordnung als Beleg angeführt, dass du sauber arbeitest. Strafen gegen Verstöße müssen sein, aber die Verordnung widerspricht dem Geist und der Gesinnung der Öko-Szene“, resümiert Carsten Bauck. (LPD 69/2022)

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