Zum Zugvogeltag: Landvolk verweist auf Herausforderungen mit Gänsefraß

L P DDer Vogelzug ist für Naturfreunde ein faszinierendes Schauspiel. Während die 17. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer vom 11. bis 19. Oktober mit über 350 Veranstaltungen erneut tausende Besucherinnen und Besucher begeistern werden, bedeutet der Vogelzug für viele Landwirte an der niedersächsischen Nordseeküste Jahr für Jahr eine enorme Herausforderung: „Die stark zunehmenden Bestände an nordischen und heimischen Wildgänsen verursachen auf Weiden und Wiesen massive Schäden. Ganze Flächen werden abgefressen, stark verkotet, Saaten zerstört und Erträge vernichtet – und das oft ohne ausreichenden Schadensausgleich. Für viele Betriebe hat die Situation längst den Charakter einer wiederkehrenden Naturkatastrophe“, warnt Carl Noosten, Vorsitzender der AG Gänsefraß im Landvolk Niedersachsen.

Die bisherigen Lösungsansätze wie Vertragsnaturschutzprogramme in festgelegten Gebietskulissen greifen nach Ansicht des Landvolks zu kurz. Betriebe außerhalb dieser Kulissen bleiben häufig auf ihren Schäden sitzen. „Das Verständnis für diese Situation schwindet – nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch in der Bevölkerung“, führt Noosten aus.

Das Landvolk Niedersachsen fordert deshalb einen klaren Kurswechsel im Gänsemanagement. Ein ehrliches, landesweites Monitoring müsse endlich die tatsächliche Zahl der Gänse erfassen. Insbesondere die Anzahl der sogenannten Sommergänse, die den jährlichen Vogelzug aufgegeben haben und ganzjährig in Niedersachsen verweilen, muss vollständig erfasst werden, da die Sommergänse besonders hohe Schäden in der Landwirtschaft verursachen. Statt flächenbezogener Förderprogramme brauche es faire Ausgleichsregelungen für alle Betriebe, unabhängig von Schutzgebietsgrenzen – und ohne finanzielle Obergrenzen.

Zudem setzt sich das Landvolk für ein aktives Bestandsmanagement ein. Dazu zählen Gelegebehandlungen in überlasteten Gebieten, um das Populationswachstum einzudämmen, eine effektivere und besser koordinierte Bejagung durch die Beseitigung bürokratischer Hürden. Auch der Schutzstatus der Nonnengans sollte auf EU-Ebene überprüft und angepasst werden, um den Ländern mehr Handlungsspielräume zu geben. Gleichzeitig betont das Landvolk, dass Lösungen auch Chancen eröffnen können: Eine bessere Nutzung von Wildgänsen – etwa zur Herstellung von tierischen Nebenprodukten wie Hundesnacks – könne ökologische und wirtschaftliche Interessen verbinden. Mit Plakaten und Informationen wollen die Landwirte deshalb die andere Seite des Phänomens ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen: Nur mit einem ausgewogenen Konzept aus Naturschutz, Bestandsregulierung und fairer Entschädigung kann der Konflikt zwischen Vogelzug und Landwirtschaft gelöst werden: Beides gehört zu Niedersachsen – die eindrucksvolle Natur ebenso wie die Betriebe, die sie seit Generationen prägen. (LPD 77/2025)

Silke Breustedt-Muschalla

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