Kirche und Landwirtschaft führen Diskussion im Sprengel Stade
L P D – Wasser- und Klimaschutz sowie Artenvielfalt mit der landwirtschaftlichen Erzeugung noch mehr in Einklang zu bringen, ist das gemeinsame Anliegen von Kirche und Landwirtschaft. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers hat daher zusammen mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem Landvolk Niedersachsen den „Agrardialog“ ins Leben gerufen. Am Montag fand er nach Stationen im Sprengel Lüneburg und im Sprengel Osnabrück nun in Ritterhude im Landkreis Osterholz statt. Eingeladen waren Pächterinnen und Pächter kirchlicher Flächen und Vertreterinnen und Vertreter der Kirchenvorstände aus dem Sprengel Stade, die mit Landangelegenheiten betraut sind.
„Diejenigen, die das Land verpachten, genauso wie diejenigen, die es bewirtschaften, sind gefragt, weiterhin sorgsam mit dem Land, das uns anvertraut ist, umzugehen“, sagte Pastorin Cornelia Möller in ihrer Moderation. Gedanken, Pläne, Zwänge und Möglichkeiten zum Thema Artenvielfalt und Erhalt der ökologischen Funktionen in der zukünftigen Flächenbewirtschaftung auszutauschen, sei daher sehr wichtig. Dies betonte auch die Regionalbischöfin Sabine Preuschoff. Oberlandeskirchenrat Adalbert Schmidt wies in seinem Vortrag auf die Verwendung der Pachteinnahmen unter anderem als Pfarrstellenbesoldung hin.
„Auf Landesebene werden die Leitplanken gesetzt, die Details müssen aber vor Ort diskutiert werden“, sagte Stephan Warnken, Vorsitzender des Landvolk-Kreisverbandes Osterholz. Wiesenbrüterschutz mache in Gegenden mit viel Wald genauso wenig Sinn, wie der Schutz des Feldhamsters auf Wiesen und Weiden. Für solche Diskussionen sei das Forum gut und richtig. „Der Aufwand lohnt sich“, freute er sich über die Veranstaltung mit rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und das hohe Ansehen des Agrardialogs, als bedeutendem Austausch zwischen Kirche und Landwirtschaft.
Als Beispiel für einen konventionellen Familienbetrieb, der sich für ökologischen Mehrwert auf seinen Flächen einsetzt, war Jan-Henrik Schöne, Milchviehhalter aus Schwanewede, eingeladen. „Die wachsende Weltbevölkerung und die zentrale Rolle der Landwirtschaft als Ernährerin dürfen dabei nicht aus dem Blick geraten“, betonte er. Das Streben nach Extensivierung in Deutschland habe weltweit Folgen, oft zulasten ökologisch wertvoller Flächen wie Regenwäldern und der dortigen Bevölkerung. „Darum integrieren wir Ökologie, ohne das Ziel effizienter Nahrungsmittelerzeugung aufzugeben“, stellte er das Konzept seiner Familie vor und warb für familiäre Besitzstrukturen als Schlüssel für nachhaltiges Wirtschaften.
Ein Impulsreferat zur Einordnung der Ansprüche an die Fläche hielt Marcus Polaschegg von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, bevor Björn Rohloff, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Kulturlandpflege Niedersachsen und selbst langjähriger Vorsitzender eines Kirchenvorstandes, in seinem Beitrag verschiedene Biodiversitätsmaßnahmen für Acker- und Grünland vorstellte. „Es gibt viele Möglichkeiten für Kirchenvorstände, ihre Pachtflächen ökologisch aufzuwerten“, sagte er. Entscheidend sei, dass die Kirche den Weg gemeinsam mit den Pächterinnen und Pächtern gehe und an einem Strang ziehe. Dies wurde auch in den Dialogrunden deutlich, die ein Kernelement des Agrardialogs bildeten.
„Kirche und Landwirtschaft müssen aufeinander zugehen“, betonte Alexander von Hammerstein, Vorsitzender des Landvolk-Kreisverbandes Bremervörde. Erntedankfeste, Adventsaktionen oder Gottesdienste in Ställen und Scheunen seien eine super Sache, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Der Agrardialog gehe noch einen Schritt weiter. „Er ist eine konstruktive Veranstaltung, mit der ein langfristiger Dialogprozess fachlich begleitet wird“, wies er zum Abschluss auf die inhaltliche Tiefe des Tages hin. (LPD 91/2025)

