Ausbildungsportrait Landwirt – Es sind noch Ausbildungsplätze frei

L P D – Egal ob Erntezeit ist oder nachts noch einem Kalb auf die Welt geholfen werden muss – die Auszubildenden auf den niedersächsischen Bauernhöfen ziehen mit. Das ist jedenfalls die Erfahrung von Söhnke Schlichtmann aus Oldendorf im Landkreis Stade. Seine Familie bildet seit 1987 Landwirtinnen und Landwirte aus. „Die meisten sind mit der Landwirtschaft aufgewachsen und brennen dafür“, sagt der Landwirtschaftsmeister, der rund 530 Milchkühe hält und 270 Hektar Acker und Grünland bewirtschaftet. Mit etwas Interesse erlernen jedoch längst auch Auszubildende ohne landwirtschaftlichen Hintergrund den Blick für Tiere und Technik. In Niedersachsen stammen mittlerweile 40 Prozent der Auszubildenden nicht mehr vom Bauernhof.

„Am Ende der Ausbildung sind die Absolventen befugt, einen Hof selbstständig zu führen und das sollten sie möglichst erfolgreich tun“, nennt Schlichtmann ein Ziel seiner täglichen Arbeit. In anstehende Entscheidungen, wie den Verkauf einer Kuh oder die Investition in einen Trecker, bezieht er die Auszubildenden daher gerne mit ein. Da in der Landwirtschaft die Ausbildung meist noch mit Familienanschluss üblich ist, finden solche Gespräche oft am Mittagstisch statt. „Das ist auch für mich persönlich schön, weil mich die vielen Fragen fit im Kopf halten und jede Entscheidung gut begründet werden will“, freut sich Schlichtmann über das große Interesse an seinem Beruf: „Die Jugendlichen haben Lust auf Landwirtschaft“.

In diesem Jahr leben zwei Auszubildende mit in seiner Familie – einer stammt vom Hof und einer nicht. „Ich bin von Kindesbeinen an in die Landwirtschaft reingewachsen und kann mich immer noch für die Arbeit mit den großen Maschinen und den Kühen begeistern“, sagt Frederik Lattwesen, der einen landwirtschaftlichen Background hat. In seiner Ausbildung ist es ihm besonders wichtig, unterschiedliche Betriebszweige kennenzulernen und mit den Menschen auf dem Hof gut zusammen zu arbeiten.

Neben dem Betriebsleiter, seiner Ehefrau, den Auszubildenden und den beiden Altenteilern arbeiten vier festangestellte Arbeitnehmer auf dem Betrieb. Und das, obwohl die Kühe zum Teil bereits mit einem Roboter gemolken werden. „Die Arbeit auf unserem Hof ist auf mehreren Schultern verteilt, sodass jeder jedes zweite Wochenende frei hat und auch mal Urlaub drin ist“, nennt Schlichtmann die Vorteile der Betriebsgröße. Die Tiere kennen schließlich keine Feier- oder Sonntage. Zusätzlich zur Arbeit im Stall steht vor allem in den Frühlings- und Sommermonaten die Arbeit auf den Feldern an. „Das Grundfutter für unsere Tiere bauen wir selbst an“, erläutert Schlichtmann.

Auch für die Auszubildenden ist die Gras- und Maisernte einer der Höhepunkte des Jahres. „Es ist spannend zu sehen, wie professionell so ein großer Hochleistungsmilchviehbetrieb die Ernte angeht“, sagt Lattwesen. Es gebe zwar auch mal stressige Phasen, bei denen er aus seiner Komfortzone herauskomme, genau das fordere ihn jedoch heraus. „Ich mache, was ich liebe“, sagt er mit Blick auf seine Berufswahl.

2023 waren laut Landesamt für Statistik 1.780 Auszubildende auf niedersächsischen Höfen beschäftigt. Deutschlandweit sind es im aktuellen Ausbildungsjahr 4.858 Auszubildende zum Landwirt. Damit ist die Ausbildung zum Landwirt unverändert beliebt. Für Unentschlossene stellt der Verein i.m.a – information.medien.agrar e.V. landwirtschaftliche Kurzinformationen aus der „3-Minuten-Info“-Reihe als erste Orientierung bei der Berufswahl bereit. Weitere Informationen zu den 12 grünen Berufen in Niedersachsen und freie Ausbildungsplätze sind unter www.talente-gesucht.de oder www.krassgruen.de abrufbar. (LPD 46/2024)

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Wiebke Molsen

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