Niedersächsische Frühkartoffeln liegen nun auch in den Regalen der Supermärkte

L P DGut erkennbar an der zerzausten Schale liegen die niedersächsischen Frühkartoffeln mittlerweile in den Regalen des Lebensmitteleinzelhandels. „Es geht jetzt überall richtig los“, freut sich Joachim Hasberg, Geschäftsführer der Niedersächsischen Früh- und Veredelungskartoffel-Erzeugergemeinschaft, auf eine gute Ernte mit sehr guten Qualitäten. Er rät den Verbraucherinnen und Verbrauchern, die zarten Knollen möglichst frisch zu kaufen und bald zu essen, denn lagern lassen sie sich aufgrund der geringen Schalenfestigkeit noch nicht. „Die Landwirte roden nur so viel, wie die Abpacker gebrauchen können und von dort werden sie sofort an den Handel weitergeleitet“, verweist er auf die kurzen Wege und den damit verbundenen kleinen CO2-Fußabdruck der deutschen Kartoffeln. Bislang wurden die ersten niedersächsischen Frühkartoffeln hauptsächlich in den Hofläden verkauft.

Durch die kurze Vegetationszeit haben Frühkartoffeln eine vergleichsweise dünne Schale, die – ordentlich abgeschrubbt – mitgegessen werden kann. Um die Genießbarkeit zu fördern, schlegeln die Landwirte das Kraut etwa 14 Tage vor der Ernte ab. „Im Sommer brutzelt das Kraut durch die Hitze weg, sobald die Beregnung abgestellt wird, das ist jetzt noch anders“, erläutert Hasberg die Notwendigkeit dieses Schritts. Erst durch das fehlende Laub stellen die Kartoffeln das Wachstum ein und reifen ab.

Das derzeitige wechselhafte Wetter sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Die Bauern tun viel dafür, damit die Kartoffeln gesund bleiben“, sagt er. Die ständigen Regengüsse führten jedoch dazu, dass sich Pilzsporen in der feuchten Luft wohl fühlten und sich an das Kartoffelkraut hefteten. Besonders die Bio-Bauern könnten dem nur wenig entgegensetzen und hätten ihre Möglichkeiten schon nahezu ausgeschöpft, beobachtet er mit Sorge. „Bei den Frühkartoffeln auf den trockeneren Standorten in der Region Hannover ist noch alles im grünen Bereich, gefährdet sind die späteren Kartoffeln, die noch lange auf dem Acker stehen. Vor allem, wenn das Wetter so bleibt“, schätzt Hasberg die Lage auf den Feldern ein.

Auf der anderen Seite sei es gut, dass die Wasservorräte aus dem Frühjahr noch ausreichten. „Die meisten Kartoffelbauern haben erst dreimal beregnet, das ist OK“, zieht Hasberg den Vergleich zu den Dürrejahren, als die Regenmaschinen kaum Pausen bekamen. „Da liefen die Beregnungstrommeln rund um die Uhr und wurden gleich wieder am vorderen Feldrand eingesetzt, sobald sie mit den letzten Reihen fertig waren“, verdeutlicht er den großen Aufwand, den die Landwirte damals mit dem Aufstellen der Beregnungen hatten.

Das sich immer weniger Menschen dem wirtschaftlichen Druck in der Landwirtschaft aussetzen möchten, zeigen die Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung des Landesamtes für Statistik Niedersachsen. Zwischen 2020 und 2023 sank die Zahl der niedersächsischen Betriebe demnach um 3,7 Prozent auf 34.040. Im Schnitt wurden 76 Hektar (ha) landwirtschaftlich genutzter Fläche pro Betrieb bewirtschaftet, dies war eine Steigerung gegenüber 2020 um drei Hektar.

Im bundesweiten Vergleich herausragend war dabei die Stellung der Kartoffel: Insgesamt wurden in Niedersachsen auf 120.500 ha auf den Kartoffeln angebaut, das waren im Jahr 2023 rund 46 Prozent aller Kartoffelanbauflächen in Deutschland. Rund 3.900 ha der niedersächsischen Fläche nahm der Anbau von Öko-Kartoffeln ein. Gerade im Kartoffelbereich könnte es in diesem Jahr eine Steigerung der Anbauzahlen geben. „Aufgrund der guten Preise im vergangenen Jahr sind einige Landwirte neu in das Kartoffelgeschäft eingestiegen“, hat Hasberg festgestellt. Genaue Flächengrößen kann er aber noch nicht nennen. (LPD 46/2024)

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