Lüneburger Heide (ccp). Getreideernte im Eiltempo
Erträge unter mehrjährigem Mittel / Rodung der Kartoffeln gestartet
Über Wochen trat die Getreideernte auf der Stelle – dann lief plötzlich alles ganz schnell: Ende Juli strahlte die Sonne mit derartiger Kraft vom Himmel, dass die Bestände binnen kurzer Zeit die Erntereife erreichten. Wenige Tage liefen die Drescher auf Hochtouren, dann wehte schon der Stoppelwind über die Felder.
Landhandel und Genossenschaften sind auf die Annahme großer Tonnagen vorbereitet. Bei der Raiffeisen Centralheide in Kirchboitzen zum Beispiel können die Förderaggregate bis zu 200 Tonnen pro Stunde in die Silos transportieren, sodass lange Schlangen an den Erfassungsstationen der Vergangenheit angehören. Da bleibt manchmal kaum Zeit für einen Erfahrungsaustausch unter Kollegen: Wie läuft die Ernte bei Dir? Was gibt der Roggen? Was hat ihm gefehlt – was hat ihm gutgetan?
Die Fragen beantwortet uns der Getreidehändler: Wie sich schon bei der Wintergerstenernte angedeutet hatte, bleibt der Ertrag im Allgemeinen knapp unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Das sind Werte zwischen 6 und 7 Tonne je Hektar. Auch in diesem Jahr liegt die Spannweite bei plus-minus 50 Prozent um den Mittelwert.
Vor allem für das Wintergetreide gilt die Feststellung, dass die Bestände zu dünn standen. Die Anzahl der Ähren pro Quadratmeter, bestimmt durch Aussaatstärke und Bestockung, blieb fast regelmäßig unter dem angestrebten Optimum. Diesen Mangel konnten auch die zahlenmäßig gut besetzten Ähren und das einzelne Korngewicht nicht ausgleichen. Nässe im Herbst und Frühjahr dürften der Grund für die mangelhafte Bestockung gewesen sein.
Da leichte Böden mit diesem Phänomen am besten zurechtkommen, ist die Lage dort am besten. Dies hatte sich bereits auf den Feldrundfahrten abgezeichnet. Wo in Trockenjahren große Dürre herrscht, präsentierten sich wunderbare Bestände.
Die aktuellen Preise sind für die Landwirtschaft in diesem Jahr unzureichend. Mit 15 bis 16 Euro je Dezitonne (dt) für Roggen, 16 bis 17 Euro für Gerste und 19 Euro für Futterweizen liegen sie noch 1 Euro unter dem Vorjahresniveau. Wie sprunghaft der Handel ist, zeigt sich in der Betrachtung des Marktes Anfang Mai: Nachdem Wettermeldungen von Spätfrösten in Osteuropa und Russland umgingen, stiegen die Kontraktpreise für die Ernte 2024 für wenige Tage um 3 bis 4 Euro je dt, um dann wieder auf das alte Niveau zu sinken. Derzeit kommt es zu Schwankungen innerhalb einer Woche um 0,80 Euro je dt.
Begonnen hat auch die Kartoffelernte. Die Rodung von frühen Sorten startete etwa 8 bis 10 Tage vor dem üblichen Termin. Erträge und Qualitäten werden als ordentlich beschrieben, ebenso die Einstiegspreise, die aber saisonbedingt zügig abbröckeln. Die großen Herausforderungen durch den extremen Krautfäuledruck wurden bisher sicher gemeistert. Die Bestände zur Haupternte stehen außerordentlich gut und versprechen eine mengenmäßig reiche Ernte. Bei dem gegenwärtigen Preisniveau für Speisekartoffeln im Lebensmitteleinzelhandel reagieren die Verbraucher mit einer verhaltenen Nachfrage. Daher wird auch angesichts einer erweiterten Anbaufläche hohe Marktdisziplin seitens der Anbieter gefordert sein. Der Handel mit Industriekartoffeln (Pommes, Chips, Stärke) verläuft im Rahmen der bestehenden Kontrakte – ganz im Gegensatz zum Vorjahr, als leere Vorratsläger bei Fabriken in Holland und Belgien zu Mondpreisen für freie Ware führten.
Auf den Ökoflächen hat die Krautfäule das Wachstum der Kartoffeln schon früh gestoppt. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Fungizide hat vor allem spät gepflanzte Partien getroffen, die allenfalls als Miniknollen geerntet werden können. Erwartet wird eine sehr kleine Biokartoffel-Ernte. Die Branche hofft, dass der geringe Ertrag durch gute Preise ausgeglichen wird.